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Geschichten aus dem Mobil – Taschen und Klingelschilder

Sechs Personen bzw. Familien haben uns an ihrer Lebensgeschichte und ihren persönlichen Erfahrungen teilhaben lassen. Sie erzählen uns, wo sie ursprünglich herkommen, warum sie geflohen sind und wie ihr Leben in Deutschland ist. Sie erzählen, welcher Ort und ihnen besonders wichtig ist, und wie sie sich als Teil der Gesellschaft sehen.

Die Interviews wurden im Rahmen des Projekts und aufgrund der Pandemie unter anderem mithilfe von Videokonferenzen geführt. Aus mitunter sehr langen Interviews haben wir aufgrund der Länge nur Ausschnitte wiedergeben. Die Namen wurden zum Teil verändert.

Ich komme aus Kamerun, war aber, bevor ich 2016 nach Deutschland kam, länger unterwegs und vier Jahre lang in Libyen gestrandet. Ich bin mit zwei Kindern von Libyen nach Deutschland gekommen und wurde erst einmal nach Bonn geschickt. Von dort aus ging es für etwa drei Monate in eine Unterkunft in Duisburg und am Ende bin ich in Köln gelandet.

In Köln angekommen, habe ich 2017 eine Initiative von Ehrenamtlichen gefunden, die mich und viele andere unterstützt hat. Seitdem fühle ich mich hier richtig zu Hause. Ich habe einen Sprachkurs gemacht, Deutsch gelernt, mit Unterstützung eine Wohnung gefunden und mache die Mittlere Reife. Eigentlich war mein Ziel, hier in Deutschland Hebamme zu werden. Allerdings interessiert mich jetzt auch sehr ein Beruf in einer Pflegeeinrichtung.

Mein Tag ist immer ganz schön voll, da ich mich vor allem um meine fünf Kinder kümmern muss. Das bedeutet: aufstehen, für die Schule und die KiTa fertig machen, Frühstück machen und die Kleinen begleiten. Nebenbei mache ich gerade noch meinen Führerschein, was ganz schön anstrengend und aufregend ist.

Kochen ist nicht nur wegen meiner Kinder ein großer Teil meines Lebens. Ich lerne hier viele neue Dinge kennen und probiere Rezepte aus, koche aber auch Gerichte, die mir meine Mutter beigebracht hat. Zum Beispiel Beignets. Meine Mutter hat sie in Kamerun an einem Essensstand verkauft. Das sind kleine Teiggebäcke, die in Fett gebacken und als Süßspeise gegessen werden. In Kamerun haben wir sie hauptsächlich zum Frühstück gegessen. Vor allem das Essen in den Unterkünften war für mich eine schwierige Umstellung. Für mich war es einfach sehr ungewohnt, zum Frühstück und zum Abendessen Brot zu essen, weil ich aus meinem Heimatland etwas mehr Abwechslung und mehrere warme Mahlzeiten am Tag gewohnt bin.

Der Raum, der für mich hier in Deutschland am wichtigsten ist, ist Köln. Die Menschen und die Stadt fühlen sich für mich sehr freundlich an. Ich fühle mich hier willkommen. Ich kann auf der Straße andere Menschen ansprechen und sie nach dem Weg fragen. Die meisten antworten mit einem Lächeln und erklären mir bereitwillig den Weg. Das hilft mir vor allem, weil mir am Anfang Adressen völlig unbekannt waren. In Kamerun erklären wir Wege anhand von bestimmten Richtungen, Häusern, Geschäften und fragen viel häufiger auf der Straße bei fremden Personen nach. Vielleicht wäre man da als deutsche Person ganz schon verwirrt. Hier musste ich jedoch erstmal lernen, wie man das macht und aus der Kombination von Straße und Hausnummer den richtigen Ort findet. Mittlerweile ist das aber zum Glück gar kein Problem mehr. Und wenn doch: Viele Kölner_innen helfen gerne weiter.

Mein Name ist Aramayis, und ich komme aus Iran. Ich bin Halb-Armenier und Halb-Iraner und bin vor etwa fünf Jahren hier in Deutschland angekommen. Im Gegensatz zu vielen anderen Geflüchteten, war meine Flucht keine länger geplante Entscheidung. Bis kurz vor meiner Flucht wusste ich gar nicht, dass ich von heute auf morgen mein Land verlassen muss. Auf meinem Weg habe ich viele Dinge erlebt, die mich auch heute noch beschäftigen.

Im Iran habe ich Psychologie studiert und nebenbei sehr viel gearbeitet. Morgens habe ich an der Uni gelernt und bin danach direkt zur Arbeit gefahren. Ich war sehr ehrgeizig und habe viel gemacht. Aufgrund meines armenischen Nachnamens wurde ich allerdings verdächtigt, an der Uni christliche Zeitungen zu verteilen – was nicht stimmte. Dennoch durfte ich aufgrund dieses Vorfalls nicht weiter studieren.

In Deutschland darf ich mein Psychologiestudium leider nicht wieder aufnehmen, da meine Dokumente hier nicht so anerkannt werden, wie im Iran. Obwohl ich im Iran bereits studiert habe, gelten hier meine Abschlüsse nicht einmal als Abitur, sondern nur als Mittlere Reife. Nach langem Suchen und mit etwas Unterstützung habe ich aber nun hier eine Ausbildung gefunden, die ich bald anfangen werde: Mediengestalter bei einem großen Fernsehsender.

In meiner Freizeit mache ich viele Dinge. Ich spiele seit einiger Zeit sehr gerne Boule. Auf den vielen Grünflächen hier in der Stadt, kann man sich mit anderen Leuten treffen und gemeinsam spielen. Eine Zeit lang habe ich auch in einem Chor gesungen und in einer Sambagruppe getrommelt.

Neben diesen Hobbys mache ich aber vor allem auch eines: Ich unterstütze andere geflüchtete und nicht-geflüchtete Personen. Das ist mir wichtig, weil ich der Überzeugung bin, dass es leider sehr viele Vorurteile gibt. Oft hört man Dinge wie: „Ja für den ganzen Papierkram muss man halt erst einmal die deutsche Sprache lernen“. Oft fragen sich Leute, die so etwas sagen aber gar nicht, warum es anderen vielleicht so schwerfällt, die Sprache zu lernen. Viele Menschen mit Fluchterfahrungen leben mit psychischen Schwierigkeiten und schweren Traumata und können aufgrund fehlender Unterstützung hierfür keinen Papierkram alleine erledigen, eine komplett neue Sprache erlernen oder arbeiten gehen.

Hier wünsche ich mir, dass auch von Seiten der Städte und Kommunen früher angesetzt wird. Viele Menschen wären mit psychologischer Unterstützung schneller aufzufangen und könnten so auch irgendwann ins Berufsleben einsteigen oder ähnliches und wären nicht immer auf Unterstützung angewiesen. Auf lange Sicht wäre das also eine sinnvollere Lösung für alle Beteiligten. Dies ist aber oft vor allem für geflüchtete Menschen sehr schwer. Da wäre es gut, wenn sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft ein Umdenken stattfinden würde. 

Das Thema Wohnung war für mich ein ganz Zentrales in meinen fünf Jahren hier in Deutschland. Ich habe fast vier Jahre nach einer eigenen Wohnung gesucht. So intensiv, dass ich mich sogar damit beschäftigt habe, eine Ausbildung zum Immobilienmakler anzustreben. Nach mehr als vier Jahren bin ich endlich fündig geworden und in meine eigene Wohnung gezogen. Leider war das Glück aufgrund eines riesigen Wasserschadens nach drei Monaten erst mal wieder vorbei. Ich hoffe, dass sich die Sanierung nicht lange hinzieht, es keine Probleme mit der Vermietung gibt und ich bald wieder zurück in meine Wohnung kann.

Welcher Raum mir am wichtigsten ist, kann ich gar nicht so genau sagen. Solange es mir psychisch gut geht, kann ich mich überall wohlfühlen. Aber natürlich ist meine lange Wohnungssuche auch nicht spurlos an mir vorbeigegangen.

Ich bin Valeria, und das sind meine Eltern und meine kleine Schwester. Wir sind seit etwa eineinhalb Jahren hier in Deutschland – und das bereits zum zweiten Mal. Zum ersten Mal hergekommen, sind wir 2015 und mussten nach zwei Jahren wieder nach Albanien zurückkehren. Man hat leider keine gute Bleibeperspektive in Deutschland, da Albanien als sicheres Herkunftsland eingestuft ist. Die Lebensbedingungen dort sind für uns allerdings ziemlich schlecht. Es gibt keine Arbeit, keine gute Ausbildung für die Kinder und quasi keine Zukunftsperspektiven.

Viele Menschen denken, wenn es ein sicheres Herkunftsland ist, hätten wir keine Berechtigung, nach Deutschland zu kommen. Aber meine Eltern sagen, dass alle Familien, die in unserer Situation wären, zum Wohl der eigenen Kinder nicht anders handeln würden. Weil uns dort das Leben einfach kaum noch möglich war, haben wir beschlossen, erneut nach Deutschland zu kommen. Da meine Mama krank ist, benötigt sie ärztliche Unterstützung, die sie in Albanien nicht bekommen kann. Die Angst vor der erneuten Abschiebung verschlimmert ihre Krankheit aber ständig.

Wir haben auch beim ersten Aufenthalt in Köln gelebt. Das ist für uns einfach das neue Zuhause geworden. Bei einer Willkommensinitiative haben wir ganz schnell Menschen kennengelernt, die uns so gut es ging unterstützt haben. Und aus der Unterstützung sindv auch viele gute Freundschaften entstanden. Auch jetzt beim zweiten Mal haben wir dort sofort wieder Unterstützung bekommen. Da dann auch andere zu unterstützen, ist uns sehr wichtig, weil wir für die Unterstützung, die wir am Anfang erhalten haben, gerne etwas zurückgeben möchten. Und weil Helfen auch einfach Spaß macht.

Leider wohnen wir nicht direkt in Köln, sondern in einer Unterkunft etwa 40 Kilometer von Köln entfernt. Dort leben wir zu viert in einem einzigen Zimmer. Unser Alltag ist aber in Köln – Schule, Ärzt_innen und Bekannte. Da heißt es für mich dann schon mal, um 5 Uhr losfahren, damit ich rechtzeitig in der Schule bin. Die Unterkunft ist wirklich nicht sehr gut, sie ist weit weg, und zu viert in einem Zimmer zu wohnen, ist sehr anstrengend. Mein Papa lernt gerade in Eigeninitiative für den Test „Leben in Deutschland“, den man eigentlich am Ende des Integrationskurses absolvieren muss. An Lernen ist aber zu viert in diesem kleinen Zimmer mit vergitterten Fenstern oft nicht zu denken. Ich gehe auch deshalb zur Nachhilfe und mache dort mit Unterstützung meine Hausaufgaben. Daher sind wir oft tagsüber in Köln. Meine kleine Schwester kann dort mit ihren KiTa-Freund_innen spielen und wir anderen besuchen Freund_innen und Bekannte.

Mama kocht sehr gerne und sehr gut und unterstützt alle Veranstaltungen der Willkommensinitiative mit leckeren, selbstgemachten Börek und Pita. Dabei helfe ich natürlich immer mit. Auch für Freund_innen und Bekannte kocht und backt sie gerne und viel. Papa hat für viele Jahre in Griechenland im Handwerk gearbeitet und würde auch gerne in Deutschland einen handwerklichen Beruf ausüben, was ihm bisher durch den fehlenden Aufenthaltstitel nicht erlaubt wird. Er sagt immer, dass er die Miete für eine eigene Wohnung und Steuern zahlen könnte, wenn er nur Arbeiten dürfe. Dann hätten alle etwas davon – auch der deutsche Staat. Da das bisher nicht geht, nutzt er die Zeit und hilft Freund_innen und Bekannten, wo er nur kann. Gemeinsam haben wir beispielsweise einer guten Freundin beim Streichen ihrer Wohnung geholfen. Und auch wenn es in der Willkommensinitiative etwas zu tun gibt, sind wir immer alle mit dabei.

Wir sind sehr gerne hier in Deutschland und würden uns wünschen, hier bleiben zu können, da wir in Albanien keine Perspektive haben. Unser liebster Ort wäre mit Sicherheit eine eigene Wohnung in Köln. Bis das hoffentlich passieren kann, sind wir am liebsten bei Bekannten oder in der Initiative. Dort in der Gemeinschaftsküche und im großen Wohnzimmer gibt es immer eine Gelegenheit, gemeinsam zu kochen, Spiele zu spielen oder sich zu unterhalten.

Ich bin Mohammad und komme aus Afghanistan. Ich bin vor etwas mehr als fünf Jahren nach Deutschland gekommen und dort erst mal in Marburg gelandet. Da ich noch minderjährig war, ging es die erste Zeit darum, wie das Ganze bezüglich der Vormundschaft gerichtlich geregelt werden sollte. Von Marburg aus ging es dann weiter in die Nähe von Ludwigshafen. Ich bin also eine Weile unterwegs gewesen, bis ich schließlich einen halbwegs festen Wohnort hatte.

Vor etwa zwei Jahren habe ich einen Ausbildungsplatz in Köln gefunden und bin so auch glücklicherweise im Kolping Jugendwohnen in Köln gelandet. Aufgrund meines Ausbildungsplatzes und meiner Aufenthaltserlaubnis hatte ich die Möglichkeit, dort zum Wohnen unterzukommen und somit meine Ausbildung in Köln antreten zu können. Das Zimmer im Kolping Jugendwohnen zu bekommen, hat mir vieles erleichtert.

Ich mache eine Ausbildung zum IT-Techniker – und das läuft ziemlich gut. Ich lerne sehr viel, was mir nicht nur im beruflichen Bereich wichtig ist. Auch in meiner Freizeit recherchiere und lerne ich wahnsinnig viel und möchte viel Neues erfahren. Auch über Politik und Gesellschaft lese ich einiges. Dabei fallen mir Dinge auf, die ich ganz anders erwartet hatte. Ich finde es zum Beispiel sehr schade, dass viele Vorurteile oft auf andere Länder projiziert werden. Dabei finden sich die gleichen oder ähnliche Problematiken auch in Deutschland wieder, wenn es zum Beispiel um Diskriminierungen wie Rassismus oder Sexismus geht.

Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich in meinem Zimmer sein kann. Hier habe ich einen Bereich für mich, meine Ruhe und kann mich voll und ganz aufs Lernen konzentrieren. Diese Ruhe hilft mir sehr, um Dinge für mich selbst und für meine Ausbildung zu erarbeiten und um mich einfach mal zurückzuziehen. Das tut gut.

Ich komme aus Afrin in Nordsyrien. Von dort bin ich 2014 geflüchtet. Ich habe meine Familie, mein Studium und mein ganzes Leben dort zurücklassen müssen, um dem verpflichtenden Militärdienst zu entfliehen. Nach einer beschwerlichen Flucht bin ich am 7. Juli 2014 in Deutschland angekommen. Dieses Datum ist für mich mittlerweile so wichtig, dass ich es als meinen neuen Geburtstag feiere. In Syrien haben Geburtstage nicht die gleiche Bedeutung wie in Deutschland, daher haben wir dort die Geburtstage nie richtig gefeiert. Hier in Deutschland ist nun der 7. Juli mein neuer Geburtstag. Meiner kleinen Tochter, die nun bald ein Jahr alt wird, singen wir jetzt schon Geburtstagslieder vor, damit sie weiß, wie wichtig der Tag ihrer Geburt für alle ist.

Eigentlich war mir von klein an klar, dass ich Lehrer werden möchte. Auch meine Eltern haben mir gesagt, dass ich diesen Beruf ergreifen soll, vor allem um in meinem Dorf Menschen unterrichten zu können. Doch nachdem ich in Deutschland angekommen war, wurde mir klar, dass mir das Unterrichten allein nicht mehr ausreichen würde. Ich wollte Menschen direkter unterstützen. Darum half ich bereits in meiner Unterkunft anderen Geflüchteten, machte verschiedene Praktika bei sozialen Organisationen und bewarb mich für ein Stipendium. Dieses ermöglichte mir das Studium der Sozialen Arbeit, das ich durch ein Erasmus-Semester sogar in England fortsetzen konnte. Das Bachelor-Studium habe ich mittlerweile abgeschlossen und studiere nun im Master Politik und Internationale Beziehungen, um meinen Horizont noch einmal zu erweitern.

Als ob das Managen einer kleinen Familie und gleichzeitig Studieren noch nicht genug wäre, unterstütze ich weiterhin geflüchtete Personen bei Behördengängen und allem, was sie so brauchen – durch Corona und Social Distancing natürlich vor allem digital.

Das Kinderzimmer meiner Tochter ist momentan der Raum, um den sich alles dreht. Hier erleben wir als Familie gerade besonders wichtige Momente. Wir möchten unserer Tochter alles ermöglichen, was nur geht. Daher arbeite ich auch weiterhin hart an meinen Studienzielen. Als geflüchtete Person in Deutschland muss ich mich mehr anstrengen, da für mich vieles nicht so selbstverständlich ist wie für andere Personen. Mittlerweile bin ich eingebürgert. Daher ist unsere schöne Wohnung für mich nun ein Symbol für ein weiteres Stück zu Hause, das ich mir selbst erarbeitet habe.

Ich bin mit 20 Jahren gemeinsam mit meinen jüngeren Schwestern und meinem zweijährigen Sohn aus Erbil im Irak nach Deutschland geflüchtet. Wir waren schon vorher aus Syrien in die kurdische Region im Irak geflohen. Die Flucht nach Deutschland dauerte 28 Tage und war schrecklich für uns. Den ganzen Weg hierher habe ich meinen kleinen Sohn in meinen Armen getragen, weil ich nicht wollte, dass ihm irgendetwas zustößt.

In Deutschland angekommen, waren wir überzeugt, nun erst mal angekommen zu sein und uns ausruhen zu können. Doch leider gestaltete sich das anders als gedacht. Daran, uns von den Strapazen der Flucht zu erholen, war in der Unterkunft überhaupt nicht zu denken. Auf sehr engem Raum mit so vielen anderen Menschen konnten wir keine Ruhe finden. Zudem dauerte die Anerkennung so lange, dass ich zunächst keinen Sprachkurs machen durfte, nicht arbeiten gehen oder mein Studium weiterführen konnte.

Also setzte ich selbst alles in Bewegung, um alleine Deutsch zu lernen und bearbeitete meine Sozialarbeiterin in der Geflüchtetenunterkunft so lange, bis sie mich unterstützte. Sie half mir, eine Tagesmutter für meinen Sohn zu finden und einen Deutschkurs für mich.

In nur knapp eineinhalb Jahren lernte ich Deutsch, bewarb mich für ein Stipendium und begann ein Studium der Sozialen Arbeit. Außerdem gründete ich gemeinsam mit vier weiteren Personen ein eigenes Magazin, das sich mit wichtigen gesellschaftlichen Themen auseinandersetzt und diese in Artikeln auf Deutsch, Arabisch und Kurdisch bespricht. Sieben Ausgaben lang fungierte ich als Chefredakteurin. Neben der Sozialen Arbeit, im Studium und ehrenamtlich arbeite ich freiberuflich als Moderatorin und Redakteurin bei der Plattform „Hala News“ und spreche vor allem über feministische und aktivistische Themen. Auf Instagram, Twitter und Facebook teile ich neben privaten Posts vor allem auch Inhalte über mein Heimatland, die in den herkömmlichen Medien in Deutschland oft gar nicht zur Sprache kommen.

Seit 2020 bin ich Stellvertretendes Mitglied des Integrationsrats in Münster und dort als Koordinatorin der Arbeitsgruppen „Soziales und Wohnen“ sowie „Öffentlichkeitsarbeit“ ausgewählt worden. Außerdem habe ich im Anschluss an die Wahlen eine AG „Frauen unserer Liste des Integrationsrates“ gegründet, worüber ich mich wahnsinnig freue. Meine Devise war immer, dass man Probleme sichtbar machen muss. Zum Beispiel durch Social Media. Und im Anschluss muss man aktiv werden, um diese Probleme zu lösen. Daher bin ich auch in die Politik gegangen.

Der Raum, der mir sehr wichtig ist, ist gar kein physischer Raum, sondern ein digitaler. Ich bin auch sehr viel online unterwegs. Entweder in meiner aktivistischen Arbeit in sozialen Medien oder eben auch in Videokonferenzen, -workshops oder in meiner Arbeit als Moderatorin. Mir ist es wichtig, Dinge, die mir etwas bedeuten, anzusprechen. Denn so kann man möglichst viele Menschen erreichen und auch etwas verändern.