Im Gespräch mit Nikodemus (Joh 3, 14-21) legt Jesus die Karten auf den Tisch:
„Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“
Damit ist Gottes Absicht klar beschrieben: Leben in Fülle und Rettung. Darum geht es ihm in seiner Geschichte mit den Menschen. Deshalb kommt er in die Welt und wird Mensch in Jesus von Nazaret. Dann wird auch gleich die Wirklichkeit dieser Welt beschrieben: „Darin besteht das Gericht. Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.“ Johannes stellt die Gegensätze dar: Licht und Dunkel, Wahrheit und Lüge, Gericht und Rettung. Für das Gericht verwendet das Evangelium das Wort KRISIS, Entscheidung. Da steckt unser Wort „Krise“ drin. Und es wird klar: du entscheidest, was du tust und in welche Richtung du gehen willst. Deine Entscheidung gestaltest du: Licht oder Dunkel, Gutes oder Böses, Wahrheit oder Lüge, Glaube oder Unglaube.
Ist die Welt noch zu retten? Kann sie durch Menschen, die „die Wahrheit tun“ gerettet werden? Angesichts der Kriege, die momentan herrschen, angesichts der Klimakrise, in der wir stehen und angesichts von extremistischen Positionen, die das Miteinander in der Gesellschaft beeinträchtigen bleibt die Frage schwierig zu beantworten. Wenn die Christ*innen zur Minderheit werden und das Wort der Kirchen immer weniger Beachtung findet, scheiden großräumige Lösungen aus. Zugleich bleibt es doch wahr, dass es darauf ankommt, dem Leben zu dienen und die Würde der Menschen zu schützen, auch wenn wir – wie etwa angesichts humanitärer Katastrophen – erst einmal hilflos dastehen und eher das Kreuz erleben, nicht die Auferstehung. Da scheiden sich die Geister - da ist Entscheidung gefragt.
„Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt“ sagt die Weisheit des jüdischen Talmud.
Die Wahrheit tun heißt demnach: ohne Wenn und Aber für das Leben einstehen, für die Würde des Menschen, für Frieden und Gerechtigkeit. So sagt es auch Adolph Kolping: „Nur der Wahrheit folgt die Gerechtigkeit und der Gerechtigkeit allein die wahre Wohlfahrt. Darum hat das Christentum die unerlässliche Pflicht, auch ins soziale Leben einzutreten und dieses zu reinigen, zu heiligen und nach der wahren Gerechtigkeit zu gestalten. Das Christentum ist nämlich für den ganzen Menschen in allen seinen Lebensbeziehungen da, soll ihn vom Bösen erlösen und in allem Guten unterrichten und stark machen.“
Da ist es gut, zu wissen, dass wir nicht alleine sind, sondern im Geist des Evangeliums handeln, wenn wir uns darum bemühen die Wahrheit, die der Evangelist Johannes meint, nach vorn zu bringen.
„Wenn ihr glaubt, dass Gott alles gut machen will, wird euer Herz froh. Und hell. Und warm.
Dann wollt ihr selber auch alles gut machen. Dann wollt ihr selber auch, dass die ganze Welt gut wird. Und hell. Und warm.“
So drückt sich in leichter Sprache die Kernbotschaft des Evangeliums für den Vierten Fastensonntag aus. Bleiben wir dran!
„Lassen wir Gott vertrauend und mit frohem Mute darum zusehen, was wohl zu tun sein mag. Alles übrige wird dann Gott in seiner Barmherzigkeit fügen, wie es gut ist.“ (Adolph Kolping)