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Wenn der Wind der Veränderung weht

Gedanken des Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl zu Pfingsten

Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort.
Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt,
und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. (Apg 2, 1-2)

Ein heftiger Sturm gehört zum Geburtstag der Kirche. Die Menschen sind begeistert. Damals. Heute weht der Sturm der Veränderung – so empfinden nicht wenige Menschen das, was aktuell in Kirche und Gesellschaft zu erleben ist: ein Sturm, der althergebrachte Ordnungen durcheinanderwirbelt, alte Schutzwälle niederlegt. Ein Sturm, der sogar die Grenzen des Respekts vor den Mitmenschen oder der Toleranz gegenüber anders denkenden und anders lebenden Menschen wegfegt und stattdessen einer Härte Raum gibt, die nichts mehr mit Menschenfreundlichkeit zu tun hat, sondern eher mit harter Abgrenzung, Rechthaberei und unbarmherzigem Egoismus. Wenn im Angesicht von spürbaren Veränderungen eine solche Haltung gezeigt wird, muss die Frage gestellt werden, ob nicht die Angst vor der Veränderung dahinter steht. Natürlich gibt es Prinzipien und Werte, die nicht zur Disposition gestellt werden dürfen, etwa die Würde des Menschen und das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe, für die Christ*innen  und unzählige Menschen guten Willens in  Kirche und Gesellschaft einstehen.  

„Wenn der Wind der Veränderung weht, suchen manche im Hafen Schutz, während andere die Segel setzen!“ Dieses Wort ist mir auf der Suche nach einem neuen Bild für das „alte“ Pfingstereignis zugefallen.

Hier sehen wir ein Bild, das Mut macht, nicht stehenzubleiben.  Es lädt ein, die Energie, die sich da kraftvoll spüren lässt, zu nutzen, nicht stehen zu bleiben, sich nicht zu verbarrikadieren, sondern miteinander in Beziehung zu treten, einander zuzuhören, sich auszutauschen, die Segel zu setzen und miteinander vorwärtszukommen.

Manche Menschen ziehen es vor, im Hafen Schutz zu suchen. Vielleicht waren sie auch ein Leben lang unterwegs und sehnen sich jetzt nach Ruhe.  Andere stellen ihr Segel in den Wind des Heiligen Geistes, fassen Mut und machen Mut und brechen miteinander auf in eine neue Zukunft.

Der Sturm des Pfingstfestes eröffnet die Möglichkeit, den Hafen zu verlassen und die Segel zu setzen: er bringt Menschen aus den verschiedensten Ecken der damals bekannten Welt zusammen, er schafft Gemeinschaft und Verständnis und bringt die Themen Jesu nach vorne: Gemeinschaft mit Gott und untereinander, Solidarität mit den Schwachen, Geschwisterlichkeit unter den Menschen ungeachtet ihrer Herkunft, Kultur oder Sprache.

„Nur mutig vorwärts, Gott wird für die Zukunft sorgen! Wir Menschen machen uns viel zu viel Sorgen um die Zukunft. Wir klagen über die Vergangenheit und achten nicht genug der Gegenwart“ – Auch Adolph Kolping hat Segel gesetzt, gehandelt und sich vom Geist Jesu Christi antreiben lassen. Den Blick für seine Gegenwart hat er behalten, und er hat gehandelt. Ein guter pfingstlicher Impuls ist das.

Euch, liebe Kolpinggeschwister, und allen die zu Euch gehören, wünsche ich einen frohen pfingstlichen Aufbruch!