Heute ist der Welttag der Großeltern und Senioren. Auch Jesus hatte Großeltern: Joachim und Anna, die Eltern der Gottesmutter Maria. Nicht zuletzt ihr Gedenktag am 26. Juli lässt den Sonntag in unmittelbarer Nähe zum Welttag der Großeltern werden. Gerade in einem generationsübergreifenden Verband lohnt sich ein Blick auf die Rolle der Großeltern.
Großeltern können ihren Enkeln eine besondere Lebensweisheit vermitteln: die Weisheit des Alters schenkt einen entspannten Blick auf das Wachstum der Kinder und sorgt für einen großzügigen Umgang, so dass Enkel und Großeltern oftmals gute Freunde werden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder über die Großeltern kirchliches Brauchtum kennenlernen und in ihren Erzählungen hören, wie in früheren Zeiten der Glaube gelebt wurde. An Großeltern wie an den Eltern sehen sie, wie Christsein geht. Und mit all dem wachsen sie ins Leben mit seinen vielfältigen Angeboten hinein, müssen ihren eigenen Weg finden und tragen im besten Fall kostbare Erinnerungen in ihrem Herzen.
Das Evangelium dieses Sonntags erzählt das Gleichnis vom Unkraut, das unter den Weizen gesät wurde, und von dem Bauern, der Geduld zeigt und sagt: „Lasst beides wachsen bis zur Ernte“. Geradezu großzügig sieht er dem Wachstum von Gutem und Bösem zu und verlässt sich darauf, dass zur Zeit der Ernte auch die Zeit sein wird, Gutes und Böses voneinander zu trennen.
Was für ein Bild in unseren Tagen! Nicht selten werden Stimmen laut, die gerade im Blick auf die Diskussionen um neue Lebensformen in Kirche und Gesellschaft fordern, dass „klare Kante“ gezeigt wird. Radikalkuren haben selten Erfolg, das wissen wir auch.
Jesus legt seinen Hörer*innen eine andere Haltung ans Herz: eine Haltung, die nicht gleich durchgreift, sondern auf Gewalt verzichtet und zunächst wachsen lässt. Das mag auf den ersten Blick nachlässig und tatenlos abwartend erscheinen. Tatsächlich lässt es aber durchblicken, dass er auf die Macht Gottes vertraut, der einen langen Atem hat und in langfristigen Kategorien denkt, ohne sich von den Gefahren des Augenblicks in hektische Unruhe bringen zu lassen.
Ein Bibelwissenschaftler unserer Tage sagt dazu: „Es braucht das Unkraut unter dem Weizen, um jeder falschen Selbstsicherheit zu wehren und immer wieder neu zu lernen, dass die Herrschaft des Himmels nur mit Gottes Hilfe aufgerichtet werden kann und nicht auf menschlicher Leistung beruht. Das Unkraut als „Stachel im Fleisch“ der (vermeintlich) Guten bleibt nicht zuletzt Ansporn zur steten Umkehr. Erst das Gericht wird am Ende offenbaren, wer wirklich zum Weizen und wer wirklich zum Unkraut gehört. An jenem Tag wird das Staunen groß sein.“ (Franz Jung)
Vielleicht hilft diese Sommerzeit dazu, einen weitherzigen Blick auf die Dinge des Lebens einzuüben.
Schon Adolph Kolping meint: „Wenn Gott unsere Herzenswünsche jetzt noch nicht erfüllen will, dann weiß Er sehr gut, warum. Er hat Zeit, und wir müssen besser Geduld lernen.“
Foto: Barbara Bechtloff