Ich hatte sie schon fest und ganz unten in der Kiste meiner Erinnerungen verstaut und war der festen Auffassung, Salzleuchten seien aus der Mode geraten … es gibt sie noch, und ein großes Versandunternehmen wirbt heute noch mit diesen Worten dafür:
„Durch ihr angenehmes Licht wirkt Salzkristall wohltuend auf unser seelisches und emotionales Befinden. Kristallsalzleuchten überzeugen durch Natürlichkeit … .“
Das Bild vom Salz und vom Licht, das Jesus in der Bergpredigt zeichnet, bleibt nicht bei einem angenehmen Anblick und bei subjektiven Empfindungen stehen. Jesus sagt denen, die ihm zuhören, auch nicht „Ihr sollt das Salz der Erde und das Licht der Welt sein“, und gibt ihnen damit eine gesalzene oder wenigstens moralinsaure Aufforderung mit auf den Weg, sondern er bleibt beim Indikativ, der schlicht sagt: es ist so. Ihr seid Salz der Erde und Licht der Welt, weil ihr da seid.
Wer mit Salz und mit Licht umgeht, weiß, dass es sehr wohl auf die Dosierung ankommt. Ohne Salz schmeckt alles schal, ohne Licht bleibt alles dunkel. Manchmal genügen schon eine kleine Prise Salz oder eine gezielte Beleuchtung, um den Geschmack zu beleben und die Sichtbarkeit zu unterstreichen. Genau darin liegt die Kunst im Umgang mit Salz und Licht. Schnell ist etwas versalzen, und wenn ein Scheinwerfer falsch eingestellt ist, bewirkt er eher das Gegenteil, weil er blendet und damit das Sehen behindert.
Jesus warnt aber nicht vor dem Zuviel, sondern eher vor dem Zuwenig. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, wird alles schal, und wenn das Licht unter dem Scheffel steht, wird es eher aus Sauerstoffmangel erlöschen als irgendetwas beleuchten.
Aufs praktische Leben angewendet heißt das doch: nichts schlimmer als schal und unerleuchtet durch die Welt zu laufen!
Jesus kommt nicht mit einem Katalog von Handlungsanweisungen, sondern mit einer ermutigenden Zusage. Das ist sein Evangelium, seine gute Nachricht: Ihr müsst nicht erst das oder jenes machen, ihr seid schon Salz der Erde und Licht der Welt. Gestaltet euer Leben danach.
Für Jesus kommt es darauf an, dass die, die ihm zuhören, sich nicht verstecken, sondern sich einmischen wie das Salz, das den Geschmack unterstreicht. Auch das Licht wird so eingesetzt, dass Dinge besser zu sehen sind. Besserwisser, die die Suppe versalzen, sind genauso wenig gefragt wie Blender. Vielmehr kommt es, um im Bild zu bleiben, für Christinnen und Christen darauf an, dem Leben einen besonderen Geschmack zu geben und sichtbar zu machen, was andere vielleicht übersehen oder nicht sehen wollen.
Da kommt es wirklich auf die Dosierung an, damit die Wirkung nicht verfehlt wird, und darin könnte sich ein reizvoller Auftrag für die verbergen, die sich das Evangelium zu Herzen nehmen und in die Tat umsetzen wollen, gerade jetzt, wo das Licht in der Kirche in Ecken fällt, in die niemand hineinschauen wollte und das Salz in offenen Wunden brennt, die schon viel zu lange darauf warten, behandelt zu werden.
Kehren wir noch einmal zu dem Werbetext zurück. Dann könnten wir im Licht des Evangeliums sagen: „Christ*innen wirken wohltuend auf unser Befinden in Kirche und Gesellschaft, und sie überzeugen durch Natürlichkeit.“
Aufrichtigkeit und Authentizität überzeugen am Ende, nicht schlaue oder belehrende Reden, Fakenews und Blender werden schnell aufgedeckt.
„Wir wollen auch den großen und tiefen Schatten in unseren öffentlichen Zuständen nicht leugnen … zugleich sind wir fest überzeugt, dass heutzutage dem Schatten das Licht nicht fehlt, meinen sogar, des Guten sei vollaus so viel da, um den erfolgreichen Kampf gegen das vorhandene Böse aufzunehmen.“
So sagt es Adolph Kolping einmal. Dieses Gute sichtbar und ein Leben mit dem Evangelium schmackhaft zu machen ist spannend und lohnt sich.
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Foto: Iris Hamelmann/Pixabay