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Ich bin Mensch!

Gedanken zur frohen Botschaft des dritten Adventssonntags von Rosalia Walter, geitstliche Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland.

Der 3. Sonntag ist als Sonntag Gaudete derjenige Adventsonntag, an dem die Freude im Mittelpunkt steht. Schon im Eröffnungsvers zur Liturgie heißt es „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ Aber worauf ist dieser Optimismus und diese Freude begründet? Für mich liegt der Schlüssel dazu im Evangelium.

Das heutige Evangelium erzählt uns von Johannes dem Täufer. Eine Abordnung von Priestern und Leviten aus Jerusalem kommen zu ihm in die Wüste und fragen: Wer bist du?

Wer bist du? - Das wollen die Leute von Johannes dem Täufer wissen. Sie möchten erfahren, was hinter diesem Menschen, der in der Wüste lebt, sich von Heuschrecken ernährt und einen Kamelhaarmantel trägt, wirklich steckt. Die Leute merken, dieser Mann hat eine besondere Aura, eine besondere Anziehungskraft.

Und in einem wirklich eindrucksvollen Frage- und Antwortspiel legt Johannes zuerst offen, wer er alles NICHT ist. Ich bin nicht der Messias. Ich bin nicht Elija. Ich bin nicht der Prophet. Die Priester und Leviten bleiben hartnäckig und lassen nicht locker. Wer bist du? Was sagst du über dich selbst? Und darauf antwortet Johannes mit einem Bekenntnis über sich, sein Selbst und seine Berufung und seine Aufgabe. Ich bin nur der Rufer in der Wüste, der dem Messias den Weg bereitet. Und ich bin nicht einmal Wert, diesem Messias die Schuhe zu schnüren.

Toll! Johannes weiß also, wer er ist, wofür er steht, was seine Aufgabe, ja seine Berufung ist.

Johannes ist ein Mensch, der von Gott gesandt, einen einzigen Auftrag hat: Er soll das Licht verkünden und vom Licht als göttliches, lebensschaffendes Licht erzählen. Durch die Wiederholung des Wortfeldes „Zeugnis geben“ wird diese Tätigkeit als zentrale Aufgabe des Täufers sehr stark betont.

Versetzen wir uns doch für einen Augenblick in die Rolle des Johannes. Stell Dir vor, jemand kommt zu Dir und fragt Dich „Wer bist Du?“ „Was sagst Du über dich selbst?“ Was würdest Du spontan antworten? Vielleicht würden wir zuerst ganz oberflächlich antworten. „Ich bin ein Mensch!“ – Ok, aber „Wer bist Du?“. „Ich bin ein Mann / eine Frau.“  Gut, aber „Wer bist Du?“ Vielleicht würden wir dann mit einer wichtigen Rolle aus unserem Leben antworten: „Ich bin Mutter / Vater / Sohn / Tochter / Mitbruder …“. Oder vielleicht würden wir mit der Nennung unseres Berufs antworten.

Adolph Kolping schreibt in seinem Tagebuch: „Erst will ich mich bestreben, Mensch zu sein, … der Wahrheit ein Zeuge, dem Mitmenschen ein Bruder sein.“ Mensch sein bedeutet für Adolph Kolping, Christ zu sein. Seine Antwort auf die Frage wer bist du? lautet klar: Ich bin Mensch! Ich bin Christ! Das ist für ihn identisch. Er ist sich bewusst, was das Christentum für das Menschsein bedeutet. Es gibt ihm den großen Atem für sein Leben, denn das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll.

Adolph Kolping bringt es auf den Punkt: „Ohne ein kräftiges, lebendiges Christentum ist es mit dem Menschen nichts und wird es auch nichts. Ohne ein tüchtiges Christentum kein kräftiger Halt im Leben, keine wahre Zufriedenheit, keine rechte Tugend, keine dauernde Rechtschaffenheit, ohne lebendiges Christentum kein Glück. Das Christentum ist die eigentlich gesunde Kraft im Leben; wo es mangelt, ist das Leben krank.“

Damit beschreibt Adolph Kolping das Lebensprogramm für jeden einzelnen Christen, für jeden von uns, für dich und mich? Als Christ bin ich Zeuge für die Wahrheit und dem Mitmenschen ein Bruder. Meine Aufgabe ist: Werbeträger für Jesus zu sein. Hinweisen auf seine ermutigenden und aufrüttelnden Worte. Hinweisen auf die Art, wie er gelebt hat und mit Menschen umgegangen ist. Menschen spüren lassen: Wenn wir uns nach ihm ausrichten, wird unsere Welt menschlicher. Ich bin Zeuge des Lichts, wenn ich mich nicht größer mache als ich bin, bescheiden bleibe und ohne große Worte im Sinne Jesu lebe. Ich bin Zeuge des Lichts, wenn ich meinen Glauben nicht nur als bequemer „Wohnzimmerchrist“ oder „Gottesdienstchrist“ lebe, sondern auch für ihn am Arbeitsplatz und in der Öffentlichkeit einstehe und mich für ihn einsetze.

Wer bist du? Das wollen die Leute von Johannes wissen. Schreiben wir den Satz aus dem Evangelium einfach auf uns um. Das klingt dann so: „Ich bin ein Mensch, der von Gott gewollt und gesandt ist. Ich komme als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit manche durch mich zum Glauben finden. Ich bin nicht selbst das Licht, ich soll nur Zeugnis ablegen für das Licht.“

Es geht um die Freude, die von innen aufsteigt, wenn man sieht und erkennt, was mit der Hilfe Gottes alles möglich ist. Schlussendlich hängt es auch von unserem Zeugnis des Lebens ab. Wie uns Paulus im ersten Brief an die Thessalonicher schreibt, geht dies aber nur, wenn wir im Kontakt mit Gott bleiben und dankbar sind. So erinnert er uns am Ende des Abschnitts daran, dass Gott treu und zuverlässig ist. Er verlässt uns nicht!