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"Der Auferstandene füllt unsere leeren Netze"

Gedanken zum Sonntagsevangelium (Joh 21, 1–14) von Rosalia Walter, geistliche Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland

Die Jünger sitzen nach dem Tod Jesu vermutlich recht lust- und kraftlos zusammen, bis Petrus die Initiative ergreift. Sie fahren nachts auf den See, werfen die Netze aus und fischen. Der Alltag hat sie wieder - das Leben geht weiter. Was sollten sie jetzt auch anderes tun – ohne Jesus? Sie gehen wieder ihrem alten Beruf nach, sie werfen ihre Netze aus, doch die Netze bleiben leer. Es klappt trotz großer Mühe und Erfahrung nicht. Frust und Enttäuschung. Vergebliche Liebesmüh...

Das sind auch unsere Erfahrungen. Wir müssen immer wieder zurück in den Alltag, egal was geschehen ist. Und im Alltag bleiben die Netze immer wieder mal leer:

  • ein nicht zustande gekommenes Gespräch …
  • eine wenig besuchte Veranstaltung …
  • die geringer werdende Mitgliederzahl, trotz allen Engagements …
  • der Streit im Bekanntenkreis, der sich nicht schlichten lässt ...
  • … ...

So wie bei den Jüngern am frühen Morgen bleiben die Netze manchmal leer. Dann ist die Müdigkeit groß, die Stimmung im Keller. Eine Situation, die uns allen sehr vertraut ist.

Und in genau diese Situation hinein offenbart sich Jesus: „Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer.“  Der auferstandene Jesus ist schlicht und einfach da – nach einer enttäuschenden Nacht, nach vergeblicher und glückloser Mühe und Arbeit.

„Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ fragt Jesus, der am Ufer steht, von dem sie aber nicht wissen, dass Er es ist. Und wie die Jünger damals müssen wir antworten: „Nein! wir haben nichts! Nein, wir können nicht helfen. Nein, wir sind im Moment ratlos, machtlos.“

„Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas finden.“ Die Jünger tun es, obwohl sie nicht wissen, dass es Jesus ist. Sie folgen dem Tipp des Mannes am Ufer, obwohl ihnen jeder Experte den Vogel gezeigt hätte, doch ihre Arbeit ist diesmal erfolgreich.

Der Auferstandene, der den Jüngern zunächst irgendwie fremd ist, begegnet ihnen in dieser Situation neu und anders. Der Jünger, den Jesus besonders liebte, weiß es plötzlich. Er hat nicht nur gesehen, sondern auch erkannt. Liebe öffnet also die Augen, Liebe fügt zusammen, was zusammengehört, Liebe findet Worte des Wiedererkennens: Es ist der Herr!

Die Jünger können nicht einfach sagen: „Ach, natürlich, das ist ja Jesus, den kennen wir doch. Wir wissen genau, wie er ist.“ Jesus Christus offenbart sich vertraut und doch verborgen, bekannt und doch fremd, uneindeutig. Man kann ihn erfahren und doch nicht festhalten. Man kann ihm begegnen und ihn doch nicht beweisen. Jesus offenbart sich eben nicht so, dass wir ihn mit Händen greifen könnten. Der Lebendige gibt sich nicht in unsere Hand.

Mit den Augen der Liebe können wir ihn in unserem Alltag erkennen. Unser Alltag ist ihm nicht zu alltäglich. Ja, es kann eine überwältigende Erfahrung sein, wenn uns plötzlich mitten im Alltag Christus begegnet. Wenn plötzlich etwas gelingt, was zuvor nur wie ein weiterer verzweifelter und vergeblicher Versuch aussah. Plötzlich dann doch: ein gesegneter Fang, volle Netze. Der Auferstandene füllt unsere leeren Netze. Der Auferstandene wärmt und nährt uns. Und feiert mit uns Gemeinschaft.

Die erstaunliche Erfahrung ist, dass die Jünger Jesus genau am Nullpunkt begegnen. Es ist eine Erfahrung von Frieden, Trost und innerer Freude, die aus der Schwere, der Angst und der Trauer heraus geboren wird. Er ist da – gerade jetzt. Auch für uns.

Trotz dunkler Nacht und leeren Netzen steht Jesus immer wieder plötzlich da. Am Ufer wartet er auf uns. Er tritt in unseren Alltag und lädt uns zum Fest des Lebens. Er wartet auf mich, wartet auf Dich, mit Deiner Enttäuschung, Deiner Erschöpfung, Deiner Frage, ob alles einen Sinn hat. Am Ende der Nacht wartet der auferstandene Jesus auf uns, sicherlich auch am Ende unserer letzten Nacht, der Nacht des Todes. Auch da steht Jesus, wenn es Morgen ist, am Ufer.

Foto: Jonas Jacobsson/Unsplash

 

 

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