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Das Brot, von dem wir leben

Gedanken des Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl zu Fronleichnam.

Fast könnte man an einen Abstieg in der Feierlichkeit denken: mit Pfingsten können unzählige Menschen schon gar nichts mehr anfangen. Da kommt jetzt noch Fronleichnam, wo nicht nur der Name des Festes, sondern auch die damit verbundene Prozession für viele immer fremder und wunderlicher werden, weil nicht nur der altdeutsche Name, der eigentlich „Leib des Herrn“ heißt, sondern auch die Prozession mit ihrem Gepränge wie aus der Zeit gefallen erscheinen. Auch der deutsche Name: Hochfest des Leibes und Blutes Christi hilft da auf den ersten Blick nicht weiter.

Wenn wir uns vom Äußeren zum Inneren aufmachen, sozusagen von der Schale zum Kern gehen, dann entdecken wir: hier wird Gottes Nähe im Alltag der Menschen gefeiert. Und das trifft dann wieder die Sehnsucht von nicht wenigen Menschen, dass die Nähe Gottes erfahrbar wird.

Brot und Wein – Zeichen für den Leib und das Blut Christi, Zeichen für das, was im Essen und Trinken „Leib und Seele zusammenhält“ – sie sind ein wichtiges Lebens-Mittel für Christ*innen, weil Jesus Christus selbst sich in diesen Zeichen hingibt, das Leben der Einzelnen und die Gemeinschaft der Vielen stärken will. So hält Gott die Menschen zusammen.

Gemeinschaft lebt davon, dass Menschen immer wieder zusammenkommen und auch miteinander Mahl halten. Das gibt Kraft für den Alltag.

Ich finde es immer wieder wohltuend, dass es bei allem Aufwand, den ein feierlicher Gottesdienst und eine Prozession mit sich bringen, letztlich um das geht, was unserem Leben Kraft gibt, jeden Tag und in aller Selbstverständlichkeit. Da wäre ein Menü mit fünf Gängen vielleicht exklusiver, aber eben schwer erreichbar, nicht für alle gleichermaßen erschwinglich.

Weil es neben den Festen eben auch den Alltag gibt, öffnet ein schlichtes Zeichen wie Brot und Wein die Möglichkeit, einen einfacheren Zugang zu finden, tiefer zu gehen und weiter zu sehen – bis hin zur Nähe Gottes in unserem ganz normalen Leben.

Schauen wir also auf unser ganz alltägliches Leben, auf das, was uns Kraft gibt, und wovon wir Tag für Tag leben. Was uns trägt, sind unsere Beziehungen: die zu den Menschen und die zu Gott – hier finden wir das Brot, das uns stärkt, und das wir jeden Tag brauchen. Und Gott hat den Blick auf uns: er bleibt nicht fern, er teilt unser Leben, indem er selbst Mensch und unser Vorbild wird in Jesus von Nazaret. Der wird unsere Nahrung, verleibt sich uns ein, damit wir seine Liebe weitergeben und andere stärken. Ohne großen Aufwand, einfach durch unser Menschsein.

"Du gibst uns unser tägliches Brot und dich selbst - hilf uns, dass wir Hungernden ihr tägliches Brot und dich selbst geben können“, habe ich in einer Betrachtung zu Fronleichnam gefunden. Darum geht es, und das feiern wir: schlicht, ergreifend und stärkend.