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„Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“ – Auf Ostern zugehen

Geistlicher Impuls des Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl zu den Drei Österlichen Tagen.

Mit dem Gründonnerstagabend beginnt die Feier der Drei Österlichen Tage. Am Vorabend des Karfreitags steht das Mahl, das deutend vorwegnimmt, was später im wirklichen Leben geschieht: Jesus wird gefangengenommen, er stirbt am Kreuz, er wird begraben, und danach erfahren die Jünger*innen, dass Jesus lebt und mit ihnen unterwegs ist.

Das ist ein Prozess des Glaubens, der Zeit braucht. Die Verkündigung der Bibel und die Liturgie der Kirche fassen diesen Zeitraum in drei Tagen zusammen. Schon im Alten Bund heißt es beim Propheten Hosea:

„Auf, lasst uns zum HERRN zurückkehren! Denn er hat gerissen, er wird uns auch heilen; er hat verwundet, er wird uns auch verbinden. Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück, am dritten Tag richtet er uns wieder auf und wir leben vor seinem Angesicht.“ (Hos 6, 1-3)

Jesus fasst die Hingabe seines Lebens mit Leib und Blut, im Letzten Abendmahl handgreiflich und erfahrbar zusammen und deutet damit das, was in der Kreuzigung und in seinem Tod geschieht.

Im Johannesevangelium wird das Mahl fast beiläufig am Rand erwähnt. Der Akzent liegt auf dem, was danach geschieht und was in unserem Bild dargestellt ist: Jesus übernimmt den Sklavendienst und wäscht seinen Jüngern die Füße. Die Verwunderung des Petrus wird in der Kunst immer wieder dargestellt.

Ich habe dieses Bild von der Tabernakelstele in der Kapelle des Kolpinghauses International bewusst gewählt: vielen Menschen wird es aktuell so gehen wie dem Petrus: sie fragen sich nach dem Sinn des Handelns Jesu – nicht nur im gedenkenden Rückblick auf den Abendmahlssaal, sondern erst recht im Blick auf das, was gerade in unserer Welt und in der Kirche geschieht: wo ist das Handeln Gottes zu erkennen? Was tut er? Es wäre schon bitter nötig, dem einen oder der anderen den Kopf zu waschen, für Klarheit und Frieden zu sorgen! 

Hier geschieht etwas unerwartet anderes: Jesus schlägt nicht mit der Faust auf den Tisch und sorgt für Ordnung, er beugt sich nieder und verrichtet die niedrigsten Dienste. Er wäscht seinen Jüngern die Füße.

Seine Frage trifft uns gerade jetzt, wo wir wieder auf Ostern zugehen:

 „Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“ Ja – es ist schwer zu begreifen, wenn man sich von seinen eigenen Vorstellungen und Erwartungen leiten lässt, auf rasche Lösungen hofft und klare Antworten erwartet. In all dem Unerklärbaren bleibt die Liebe die einzige nachhaltige Antwort. Jesus gibt sie selbst:

„Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13, 12-14)

Wenn Menschen aneinander so handeln wie Jesus, dann stellen sie sich der Wirklichkeit des Lebens, sie wenden sich denen zu, die Hilfe brauchen und setzen auf die verwandelnde Kraft der Liebe.

Die Drei Österlichen Tage laden uns ein, den Weg unseres Glaubens und unseres Alltags neu und tiefer zu betrachten. In drei Tagen hören und feiern wir, dass Gott nicht in seiner Komfortzone bleibt. Er stellt sich der harten, oft tödlichen Wirklichkeit dieser Welt. Die Fußwaschung zeigt, dass Jesus auch weiterhin in den Zeichen seiner Hingabe erfahrbar bleiben will: im Brot und im Wein der Eucharistie und in Taten der Nächstenliebe. So wird das gebeutelte Leben gestärkt, da ereignet sich Gottes Zuwendung und Nähe, da wird Ostern Wirklichkeit:

„Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder (und Schwestern) lieben. Wer nicht liebt, bleibt im Tod.  (1 Joh 3,14)

Euch und den Menschen, die zu Euch gehören, wünsche ich eine gesegnete Feier der Drei Österlichen Tage!

Hans-Joachim Wahl

Bundespräses