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Römisches Misstrauen konterkariert Synodalität

Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl äußert sich mit Bedauern zu der Misstrauenserklärung des Vatikans an die deutschen Bischöfe.

Die katholische Kirche in Deutschland sieht sich mit einem doppelten Vertrauensverlust konfrontiert. Seit Bekanntwerden der unsäglichen Missbrauchsfälle lässt die Kirchenverbundenheit katholischer Christen dramatisch nach; die bundesweiten Austrittszahlen sind weiterhin hoch. Es liegt auf der Hand, dass eine Evangelisierung und die Weitergabe des Glaubens ohne Vertrauen in die Kirche und in ihre Amtsträger im Keim ersticken muss. Notwendige Reformen, wie sie engagierte Laien auf Bitte und in Gemeinschaft mit den deutschen Bischöfen beim Synodalen Weg erarbeitet haben, um Fehlentwicklungen zu beseitigen, sind deshalb unumgänglich. Die Vorschläge des Synodalen Weges und die Pläne für eine Verstetigung der Teilhabe und Mitverantwortung aller Getauften im Synodalen Rat dienen der Stärkung des Bischofsamtes, nicht seiner Schwächung.

Die Weltsynode im vergangenen Herbst hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Reformvorschläge des Synodalen Weges zudem Themen aufgreifen, mit denen die deutsche Kirche durchaus nicht alleinsteht. Vielmehr ist dort deutlich geworden, dass diese Themen  von vielen Bischofskonferenzen weltweit als diskussionswürdig und bedenkenswert erachtet werden. Der Vorwurf einer Spaltung der Kirche ist deshalb unangebracht. Ich frage mich: ist die Einheit der Kirche nicht viel mehr gefährdet, wenn Rom versucht, die weltweit sehr differenzierten Lebenswirklichkeiten der Menschen von oben herab zu reglementieren? Noch dazu mit Moralvorstellungen, die heutigen humanwissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen? Wenn der Vatikan im Hinblick auf sein Amtsverständnis nötige Reformen verweigert? Wenn den Bischöfen und den engagierten Gläubigen das Vertrauen verwehrt wird, dass sie vor Ort im Sinne einer den Menschen zugewandten Verkündigung der Frohbotschaft Jesu Christi notwendige und angemessene Schritte gehen?

Eine Verweigerung längst überfälliger Reformen hilft der Kirche nicht weiter: Auf diese Weise kann sie kein Vertrauen bei den Menschen zurückgewinnen. Auf diese Weise wird Rom weder Macht noch Einheit sicherstellen können. Auf diese Weise kann die von Papst Franziskus gewollte Synodalität nicht gelingen. Ich rufe deshalb Rom und die Bischöfe dazu auf, weiterhin den Dialog zu suchen und ernsthafte Schritte in Richtung einer synodal verfassten zukunftsfähigen Kirche zu gehen.