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Begegnung, die heilt: Weihnachten und Ostern zusammen

Geistlicher Impuls des Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl zum Sonntag.

Es gibt Menschen, die tun uns gut. Ohne großes Theater, ohne bedeutende Worte, einfach dadurch, dass sie da sind - im rechten Moment oder einfach so.  Solche Menschen geben uns Halt, weil sie uns spüren lassen, dass es ihnen nicht gleichgültig ist, wie es uns geht.

Im heutigen Sonntagsevangelium lässt uns der Evangelist Markus mit Jesus unterwegs sein. Wir stehen daneben, bekommen die Dialoge mit, sehen und hören, was geschieht im Haus von Simon und Andreas. Simons Schwiegermutter liegt mit Fieber im Bett. Ohne ein großes Theater zu inszenieren schreibt der Evangelist: „er (Jesus) ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf.
Da wich das Fieber von ihr und sie diente ihnen.“

Hier geht es um mehr als um die Wiederherstellung der Arbeitskraft und die Sicherung des Abendessens.

Nach dem Synagogengottesdienst kommt Jesus ins Haus seines Freundes und sieht, was los ist.   Ohne Berührungsängste und mit persönlicher Zuwendung ergreift er mit der Hand der Schwiegermutter buchstäblich die Initiative und richtet die Frau auf.

Durch seine Gegenwart und die wortlose Berührung führt Jesus die Schwiegermutter des Petrus aus dem Bereich des Todes zurück in das Leben. Der griechische Urtext lässt in der Wortwahl keinen Zweifel daran, dass das „Aufrichten“ die Auferstehung anklingen lässt.

Durch diese Begegnung entsteht das Leben neu. Das Wunder ist so bedeutend, dass es selbst das göttliche Gebot, das dem Arzt die Arbeit am Sabbat verbietet, in Bedeutungslosigkeit verblasst.

 

Was für eine Sprengkraft steckt in diesem schlicht daherkommenden Wunderbericht! Begegnung kann heilen, aufrichten und Menschen neu dem Leben zuwenden. Oder um es mit dem jüdischen Philosophen Martin Buber zu sagen: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“. Da geht es nicht darum, ob jemand an Gott glaubt oder nicht - auch das Evangelium erwähnt den Glauben der Schwiegermutter mit keinem Wort – es geht darum, dass ein Mensch sich als Mensch erweist: achtsam, aufmerksam und einfühlsam – da kann das Wunder geschehen, da kann sogar Glaube wachsen.

„Des Christentums höchste Pflicht ist Menschenliebe, die Gottesliebe bedingt sie untrennbar von sich,“ sagt Adolph Kolping.

Gerade in diesen Zeiten, in denen die Menschen ungeachtet ihrer religiösen Zugehörigkeit miteinander auf die Straße gehen, um sich für Demokratie, Frieden und echte Menschlichkeit stark zu machen, gibt uns das Evangelium einen schlichten, aber kraftvollen Impuls: ganz Mensch sein bedeutet nahe bei Gott sein.  

„Sei du dein, und ich werde dein sein“ – dieses Wort hört Nikolaus von Kues von Gott.

Die Begegnung von Menschen kann offen sein für die Begegnung mit Gott. Dann werden Lebensregeln und Traditionen bedeutungslos, weil es um das wahre Menschsein und das wahre Leben geht - im wahrsten Sinne des Wortes. So kann eine Ahnung dafür entstehen, dass alles richtige Leben Begegnung, ist: getragen von Liebe, Respekt und einfühlsamer Offenheit für das, was Not wenden kann. Wenn solch eine Begegnung gelingt, bekommt das Leben eine neue Qualität.

So kommen Menschwerdung – Weihnachten - und Auferstehung zum neuen Leben – Ostern -  zusammen.