Sprich uns an!
Aktuelles

Alles vorbei? – Schön wär's!

Geistlicher Impuls des Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl zum Aschermittwoch.

Die Älteren unter uns kennen das Lied noch, das ein bisschen wehmütig das Ende des Karnevals besingt: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei…“  - und was vorbei ist, finden wir in einem Gedicht (Der Februar) von Erich Kästner so beschrieben:

„Bei Trompeten und Gitarren 
drehn wir uns im Labyrinth 
und sind aufgeputzte Narren 
um zu scheinen, was wir sind …“

Schön wär’s, wenn alles vorbei wäre – möchte ich sagen. Schön wär’s, wenn nicht nur das bunte Karnevalstreiben vorbei wäre, sondern auch die Kriege, der Unfrieden, die Gewalt, unter der Menschen im Großen wie im Kleinen leiden müssen – auch während der tollen Tage.  

Schön wär’s, wenn die Güter dieser Erde endlich gerecht verteilt wären; schön wär’s, wenn Menschen in unserer Gesellschaft ohne Angst vor extremistischen Gehässigkeiten aller Art leben könnten. Schön wär’s …

Nichts davon ist vorbei, das wirkliche Leben hat über die tollen Tage nicht aufgehört; es geht weiter.
In Kästners Februargedicht heißt es:

„Unsre Orden sind Attrappe. 
Bunter Schnee ist aus Papier. 
Unsre Nasen sind aus Pappe. 
Und aus welchem Stoff sind wir?“ –

„Bedenke, Mensch, dass du Staub bist, und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ – Diese Antwort gibt uns die Kirche, wenn wir das Aschenkreuz empfangen. Eindrücklicher kann man nicht darauf hingewiesen werden, dass auch für unser irdisches Leben einmal alles vorbei sein wird. Ich bin sicher, dass gerade die Zusage dieser Gewissheit viele Menschen am Aschermittwoch in unsere Gottesdienste zieht – und das, weil wir zwar unsere Vergänglichkeit bejahen, aber um das Geheimnis der Auferstehung wissen.

Mit der Zäsur des Aschermittwochs ist nichts wirklich vorbei – wir halten inne und bekommen die Chance, neu und anders weiterzugehen. Mit dem Aschenkreuz wird uns bewusst gemacht, aus welchem Stoff wir sind: Fleisch und Blut, das wieder zum Staub der Erde zurückkehrt. Was aber nicht zum Staub der Erde zurückkehrt, ist das, was uns als Menschen ausmacht: das, was aus Liebe geschieht, das, was dem Leben der Menschen dient, das, was weitergehen kann, auch wenn wir nicht mehr da sind.

Am Aschermittwoch ist längst nicht alles vorbei – es kann neu anfangen: im Bewusstsein unserer Vergänglichkeit achten wir auf unsere Begegnungen mit Gott, mit den Menschen und mit der Schöpfung, damit uns (und damit meine ich uns alle ohne Unterschied) das Leben neu aufgeht. Das feiern wir dann an Ostern.