Wahlaufruf des Bundesvorstandes zur Bundestagswahl 2017

„heute für morgen. Wählen!“

Tüchtig sollen sie sein, hatte Adolph Kolping seinen Gesellen eingeschärft. Tüchtig in der Familie, im Beruf, als Christ und für Staat und Gesellschaft. Heute, wo aus dem Gesellenverein mit dem Kolpingwerk ein generationenübergreifender Verband geworden ist, gilt die Mahnung des Gesellenvaters noch immer. Diese Mahnung gewinnt angesichts antidemokratischer Tendenzen und zunehmender politischer Apathie gerade heute an Brisanz! Demokratie ist nichts zum Zuschauen, es ist etwas zum Mitmachen. In Parteien, Gewerkschaften, Bürger- und Wählerinitiativen. Für Demokratie muss man fortlaufend etwas tun; sie kam nicht von selbst und sie bleibt auch nicht von selbst. Das Kolpingwerk Deutschland hat daher zur Bundestagswahl am 24. September 2017 die Aktion „heute für morgen. Wählen!“ gestartet, um damit den Wählerinnen und Wählern eine Orientierung für ihre Wahlentscheidung zu geben.

In der Politik darf nicht nur, manchmal muss sogar Klartext gesprochen werden.Allerdings erfüllt es den Bundesvorstand schon mit Sorge, welcher Ton bisweilen in der politischen Auseinandersetzung angeschlagen wird. Um es klar zu sagen: Wer seine politischen Positionen dadurch zu vertreten sucht, indem er andere aus welchem Grund auch immer verunglimpft, herabsetzt oder sich der historischen Verantwortung zu entziehen sucht, kann nicht nur nicht mit unserer Unterstützung rechnen, er trifft auf unseren Widerstand, ist nicht wählbar! Die Achtung vor der Würde des Menschen steht nicht ohne Grund in unserer Verfassung. Sie muss daher auch unbedingte Richtschnur des politischen Handelns sein.

Die Bundestagswahl stellt die Weichen für die nächsten vier Jahre in Deutschland, sie bestimmt aber auch indirekt das Geschehen in Europa mit. Der Bundesvorstand des Kolpingwerkes Deutschland ruft alle Bürgerinnen und Bürger auf, Ihr Stimmrecht wahrzunehmen.

Frankfurt, den 1. Juli 2017

Der Bundesvorstand


Aufruf des Bundesvorstandes zur Bundestagswahl 2017

 

„heute für morgen. Wählen!“

Im Herbst 2017 finden die Wahlen zum 19. Deutschen Bundestag statt. Dies nimmt der Bundesvorstand des Kolpingwerkes Deutschland zum Anlass, sich mit der Aktion „heute für morgen. Wählen!“ in die politische Diskussion einzubringen. Unser Land unterliegt einem sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel. Daraus erwachsen neue Herausforderungen. Als generationenübergreifender Sozialverband legt das Kolpingwerk einen Schwerpunkt auf die Frage der Generationengerechtigkeit.

Das Kolpingwerk entwickelt seine politischen Positionen und Forderungen auf dem Boden der Katholischen Soziallehre/Christlichen Gesellschaftslehre. Es gibt keine Wahlempfehlung für eine bestimmte Partei ab, sondern will mit allen demokratischen Kräften ins Gespräch kommen. Es ruft alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich zu informieren, sich mit den Positionen der Parteien auseinanderzusetzen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Für Kolpingmitglieder ist es selbstverständlich, zu wählen, um Mitverantwortung für die politische Zukunftsgestaltung zu übernehmen.

Mit Sorge nimmt der Bundesvorstand eine Verrohung der Sprache und der Umgangsformen in der politischen Auseinandersetzung, besonders in den sozialen Netzwerken, wahr. Unsere christlichen Überzeugungen und Werte sind und bleiben Grundlage für unseren Einsatz. Sie sind das Gegenteil von Hass und Hetze.

Jeder Mensch ist kostbar und einmalig. Als Christen haben wir den Auftrag, diese Welt zu gestalten und zu einem lebenswerten Raum zu kultivieren, wo sich jeder angenommen weiß. Dazu passt es nicht, andere Menschen, Gruppen und Ethnien zu verurteilen, zu stigmatisieren, zu denunzieren und verächtlich zu machen.

Offenbar sehen sich einige politisch Handelnde als Profiteure solcher Polarisierung und Hetze. Für uns ist die Achtung vor der Würde jedes Menschen ein absolutes Muss! Wir fordern und treten ein für einen respektvollen Umgang mit unseren Mitmenschen und lassen ein anderes Verhalten auch in unseren eigenen Reihen nicht zu!

Wir leben heute in einem Europa ohne nationale Grenzen. Ausflüge und Urlaub ins benachbarte europäische Ausland, ein Europa ohne Grenz- und Zollkontrollen, ein Studium in einer europäischen Metropole sowie eine gemeinsame europäische Währung sind selbstverständlich geworden. Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ermöglicht es sogar, in ein anderes Land der Europäischen Union zu ziehen, um dort dauerhaft zu leben und zu arbeiten. Nicht wenigen fehlt jedoch das Bewusstsein, dass dies das Ergebnis eines jahrzehntelangen Prozesses ist.

Europa ist unsere Gegenwart und Zukunft! Keine der wichtigsten Herausforderungen lässt sich im Alleingang oder gar durch die Rückkehr zu europäischer Kleinstaaterei lösen: weder die Herausforderungen des Klimawandels, noch die Fragen der inneren und äußeren Sicherheit, des Friedens sowie der Geflüchteten.

Das Kolpingwerk grenzt sich klar von politischen Kräften ab, die die Errungenschaften der Europäischen Union leugnen und zu nationalen Alleingängen zurückkehren, denn dieses ist mit unseren Werten und Überzeugungen unvereinbar!

Das Grundgesetz schützt die Religionsfreiheit. Religion, also die Rückbindung an Gott, bildet das Fundament für zahlreiche elementare Werte und Überzeugungen, auf die der demokratische und säkulare Staat aufbaut und angewiesen ist. Das Grundgesetz ist auf dem Boden des Christentums entstanden und schützt alle Religionen in gleicher Weise. Nur so funktioniert eine freiheitliche Gesellschaft. Dazu gehört auch die Freiheit, Religionen zu hinterfragen und zu kritisieren. Was sich aber von Religionskritik unterscheidet, ist eine Stigmatisierung, Ausgrenzung und Hetze gegenüber anderen Glaubensüberzeugungen. Dieses ist nicht vereinbar mit unserem christlichen Menschenbild.

Im Leitbild des Kolpingwerkes Deutschland (Ziffer. 54) heißt es: „Politisches Engagement in demokratischen Parteien und Parlamenten ist für uns ein unverzichtbarer Beitrag zur verantwortungsbewussten Mitgestaltung der Gesellschaft. Wir unterstützen und fördern dieses Engagement.“ Der Bundesvorstand ruft daher alle Kolpingsfamilien auf, sich auf Ebene der Wahlkreise zusammenzuschließen und in Veranstaltungen die Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien intensiv zu befragen.

Unsere offene demokratische Gesellschaft ist ein zerbrechliches Modell. Dieses gilt es zu schützen und zu bewahren. Aus diesem Grund sind für den Bundesvorstand Parteien, die in Person und Praxis nicht zweifelsfrei auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung stehen, nicht wählbar. Der Bundesvorstand stellt fest: Durch Programm und Praxis bestimmen die politischen Parteien selbst ihre Nähe und Distanz zum Kolpingwerk und damit ihre Wählbarkeit für Kolpingmitglieder. Im Sinne des Leitbildes werden alle Mitglieder des Kolpingwerkes Deutschland ermutigt, sich durch die Parteien in die politischen Diskurse einzumischen und das Feld nicht zweifelhaften Akteuren zu überlassen.

Köln, den 10. Dezember 2016

Der Bundesvorstand