Die Umwelterklärung der Geschäftsstelle des DV Münster kann heruntergeladen werden: www.kolping-ms.org, Suchbegriff "Umwelterklärung".

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Verantwortungsbewusst arbeiten

Der Bundesfachausschuss (BFA) „Verantwortung für die Eine Welt“ arbeitet in diesem Jahr an dem Schwerpunktthema „ökofaire Beschaffung“. Dabei will der BFA auch vernetzen und auf bereits erfolgreich laufende Aktivitäten hinweisen. Beispielhaft wird hier das wegweisende Engagement im DV Münster beschrieben.

"Wir bauen an der Einen Welt“, heißt es im Leitbild des Kolpingwerkes, und weiter: „Kolping sieht sich in der Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung. Deshalb setzen wir uns dafür ein, die Lebensgrundlagen in der Einen Welt nachhaltig zu sichern. Die Verantwortung des Einzelnen zeigt sich im täglichen Umgang mit den Gütern der Natur.“ Soziale Verantwortung und ein ökologisch fairer Umgang mit den uns gegebenen Ressourcen gehören also zu unserem Handeln als Kolpinggemeinschaft. Nun lässt sich durchaus feststellen, dass der Gedanke des Fairen Handels schon tief im Verband verankert ist. Viele Kolpingschwestern und -brüder sind in ihren Gemeinden in der Eine-Welt-Arbeit aktiv, und faire Produkte kommen in vielen Kolpingsfamilien bei Veranstaltungen, Sitzungen usw. auf den Tisch. Doch reicht das? Haben wir damit unserer Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung genüge getan?

Ein nachhaltiger und bewusster Umgang mit den Ressourcen unseres Planten geht jeden etwas an. Denn wir alle konsumieren gerne und viel. Jeden Tag! Dabei ist es von großer Bedeutung, wie und was wir konsumieren, denn unser Handeln hat Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Als Verbraucherinnen und Verbraucher haben wir einen bestimmten Einfluss und können mit unserem täglichen Konsum und unseren Lebensgewohnheiten das Warenangebot und dadurch den Markt nachhaltig beeinflussen. Mehr noch: Gerade als Kolpingsfamilie können wir auch durch unser aktives Tun in unseren Gemeinden vor Ort Einfluss auf die Politik nehmen, um einen Konsumwandel zu unterstützen.

Doch auch als Diözesanverband (DV) stehen wir in der Verpflichtung, einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten und haben zudem eine Vorbildfunktion auszufüllen. Hier geht es ein Stück weit um Glaubwürdigkeit, die nur durch ein konsequentes Handeln und Leben von sozialen und ökologischen Grundsätzen erreicht werden kann. Sie ist grundlegend, um in Politik und Gesellschaft, aber auch unter den eigenen Mitgliedern für Umweltverantwortung und soziale und ökologische Gerechtigkeit zu werben und unserem Leitbild zu entsprechen.

Einkaufsmacht einsetzen

Ein erster Schritt, diese „Einkaufsmacht“ zu nutzen, wurde im Bistum Münster durch die Vollversammlung des Diözesankomitees der Katholiken getan. Die Laienvertretung verabschiedete den Beschluss zur nachhaltigen Beschaffung unter dem Titel „Verantwortung für die Umsetzung der Menschenrechte und Bewahrung der Schöpfung – Öffentliche und kirchliche Beschaffungen nach sozialen und ökologischen Kriterien für die Kirche im Bistum Münster und die Politik in Bund und Kommunen“. Mit konkreten Forderungen appellierte das Diözesankomitee an staatliche und kirchliche Stellen, ihre Einkaufsmacht im Sinne von Umweltverantwortung und sozialer Gerechtigkeit einzusetzen.
Beauftragt durch den Diözesanvorstand des Kolpingwerkes Münster befasste sich der Diözesanfachausschuss „Internationalität und EineWelt“ mit der Prüfung des Beschlusses der Vollversammlung. Es galt, Fragestellungen nach einer Identifizierung mit den vom Diözesankomitee beschlossenen und unserem im Leitbild abgebildeten Zielen und einer möglichen Umsetzung im Verband zu klären.

Einige Beratungen im Fachausschuss, einen Impulsantrag auf einem Diözesanhauptausschuss und einen Beschluss des Diözesanvorstandes später stand fest, dass der DV Münster auf ein ökofaires Beschaffungswesen setzen und ein Umweltmanagement installieren wird, das sich an den Kriterien und Vorgaben der Initiative „Zukunft einkaufen“ orientiert. Desweiteren sollten Angebote für Kolpingsfamilien entwickelt werden, um das Thema „Nachhaltigkeit und ökofaire Beschaffung“ vor Ort erlebbar zu machen. Denn damit ein Thema einen Verband ganz durchdringen kann, bedarf es Hintergrundinformationen, Austausch und motivierender Aktionen. Aktuell erarbeitet der Diözesanfachausschuss einen animierenden Kurzfilm, um Kolpingsfamilien Lust auf das Thema nachhaltiger Konsum/ ökofaire Beschaffung zu machen. Des Weiteren wurden eine Arbeitshilfe, ein Spiel und ein Vortragsangebot für die Kolpingsfamilien entwickelt.

Umweltteam gegründet

Gestartet als Projekt der Umweltbeauftragten in der Evangelischen und Katholischen Kirche Deutschlands und der Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen in Deutschland (WGKD), hat sich„Zukunft einkaufen“ zum Ziel gesetzt, dauerhaft die Beschaffung der Kirchen an ökologischen und sozialen und fairen Standards auszurichten und somit auch die Glaubwürdigkeit zu stärken. Das Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit umfangreichem Begleitmaterial in Kirchen, Gemeinden und Einrichtungen eine nachhaltige Veränderung in ihrer Beschaffung anzustoßen und auf lange Sicht dauerhaft zu verankern. Dieses Angebot hat auch der DV Münster angenommen. Als erste Einrichtung im DV Münster sollte die Diözesangeschäftsstelle ein Umweltmanagement verankern. Mit Benedikt Vollmer, Jürgen van Deenen und Sonja Wilmer-Kausch wurde das Umweltteam in der Geschäftsstelle gegründet. Diesem Team oblag es, eine aktuelle Bestandsaufnahme vorzunehmen, Ziele und Perspektiven zu entwickeln, sie in einer Umwelterklärung festzuschreiben und vom Diözesanvorstand beschließen zu lassen. Bei einer ökofairen Beschaffung geht es um grundlegende Verbesserungen des Einkaufsverhaltens und von Abläufen. Es gilt, eine ökofaire Akzeptanz zu schaffen, entsprechende Standards zu entwickeln und diese zu sichern. Das gelingt am besten mit Offenheit und Transparenz. Denn immer noch herrschen viele Ressentiments vor, und es geht darum, sein Einkaufs- und Konsumverhalten ökologisch, fair und sozial gerecht auszurichten. Zu teuer, zu wenig Auswahl, zu umständlich, nicht einzuhalten, usw. sind nur einige Beispiele, die immer wieder gerne angeführt werden. Um diesen Verunsicherungen und Missverständnissen entgegenzutreten, ist es wichtig, haupt- und ehrenamtliche Akteure des Verbandes umfassend zu informieren und ins Vorhaben einzubinden. So trifft das Umweltteam regelmäßig mit der Geschäftsführung zusammen, berät Empfehlungen und Zielvorgaben und informiert den Diözesanvorstand.

Um auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle zu informieren und für eine Akzeptanz und Unterstützung für eine veränderte ökofaire Beschaffung zu werben, lud das Umweltteam mit dem DV Münster zu einer Inforunde ein. Das Team stellte das Projekt „Zukunft einkaufen“ vor und skizzierte, was die Kolleginnen und Kollegen in der nächsten Zeit erwarten würde.

Die Bestandsaufnahme ist der erste Schritt auf dem Weg zum eigenen Umweltmanagement und zur Zertifizierung. Hier geht es um die Erfassung der aktuellen Beschaffungssituation und um die Analyse von Einsparungsmöglichkeiten. Hilfestellung boten die Checklisten, die über das Internetportal von „Zukunft einkaufen“ kostenfrei zu beziehen sind. Über mehrere Wochen wurden Werte, Zahlen und Daten aus den Bereichen

  • Kommunikation,
  • Wärme und Energie
  • Wasser
  • Abfall
  • Fahrzeuge / Verkehr
  • Gebäude
  • Büroausstattung / Büromaterial
  • Veranstaltungen
  • Hauswirtschaft / Bewirtung

gesammelt, unter der Mitarbeit der Kolleginnen und Kollegen. So entstand ein Profil der Geschäftsstelle, das die bisherigen Strukturen und damit verbunden auch die Stärken und Schwächen des Beschaffungswesens der einzelnen Bereiche darstellte. Nach dieser Bestandsaufnahme galt es, die Situation in der Geschäftsstelle zu analysieren, Handlungsbedarfe zu erkennen und zu formulieren. Der Fokus liegt auf dem gezielten Erkennen von Problembereichen und dem Entwickeln von Verbesserungsstrategien. Hilfreich waren hier sicherlich die Fragen nach den bezogenen Mengen, dem Nutzen und der Qualität der eingesetzten Produkte. Waren auch diese Daten erhoben, machte sich das Umweltteam der Geschäftsstelle an den nächsten Schritt, die Portfolio-Analyse. Durch diese Methode gelang es, Prioritäten zu setzen. Denn bei der Umstellung auf ein ökofaires und sozial gerechtes Beschaffungswesen geht es nicht darum, in kurzer Zeit 100 Prozent zu verändern, sondern einen Prozess in Gang zu setzten und in vielen, manchmal auch kleinen Schritten voran zu kommen. Für die Entwicklung von Verbesserungen ist es wichtig zu klären, was man wie und zu welchem Zeitpunkt umsetzen kann. Mit diesen neu gewonnenen Erkenntnissen konnten Ziele und Maßnahmen formuliert und festgelegt werden, ob eine Umsetzung kurz-, mittel- oder langfristig möglich ist. Damit die ökofaire Beschaffung dauerhaft verankert bleibt, wurde in einer Beschaffungsordnung festgehalten, wer für die Beschaffung zuständig ist und in welchen Bereichen welche Produkte eingekauft werden.

Die Bestandsaufnahme, die Analyse, die Ziel- und Maßnahmenentwicklung, sowie die Beschaffungsordnung wurden in einer Umwelterklärung der Geschäftstelle fixiert, die unter www.kolping-ms.de einsehbar ist. Nach ihrer Prüfung nahm Diözesangeschäftsführer Uwe Slüter im April 2016 die Zertifizierungsurkunde „Zukunft einkaufen“ in Empfang.

Vielversprechende Ergebnisse

Aktuelle befinden wir uns im DV Münster in der Rezertifizierungsphase. D.h. Ziele und Maßnahmen werden überprüft, neue Kennzahlen und aktuelle Zahlen erhoben. Die Umwelterklärung wird angepasst, und, wenn alle Vorgaben erfüllt sind, wird Ende des Jahres eine neue Zertifizierung vorgenommen.

Obwohl die Zeit der Bestandsaufnahme, Analyse und Zielentwicklung nicht einfach und es oftmals schwierig mit der normalen Tätigkeit für den Verband zu vereinbaren war, sind die bislang erzielten Ergebnisse vielversprechend. In der Bewirtung von Gästen gelangen faire, regional produzierte und saisonale Waren auf den Tisch. Verträge mit Dienstleistern werden hinsichtlich unserer Vorgaben hin auf sozial gerechte Kriterien überprüft. Der Papierverbrauch hat sich reduziert, und Moderationsmaterial wird nach ökologischen Gesichtspunkten eingekauft. CO2-Emissionen, die trotz aller Maßnahmen zur Vermeidung entstanden sind, werden kompensiert. Das trifft z. B. auf gefahrene Kilometer oder auch Druckerzeugnisse zu.

„Als Christen wollen wir unseren Beitrag zur Überwindung der ökologischen Krise leisten, welche die Menschheit durchlebt“, sagte Papst Franziskus. Er ruft uns auf, „Beschützer des Werkes Gottes zu sein“. Unsere Erde mit ihren Ressourcen ist uns nicht als Spielball menschlichen Genusses und menschlicher Willkür übergeben worden. Sie ist uns anvertraut als Gottes Geschenk, das es zu schützen gilt. Nachhaltig einzukaufen bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Es bedeutet, zu meinen kritisch darauf zu achten, dass ökofaire und sozial gerechte Waren (und Dienstleistungen) im Einkaufskorb landen. Zum anderen aber auch mit Geduld sich immer wieder in einen Diskurs zu begeben. Nachhaltig leben meint genau das Gegenteil von dem, was unsere Wegwerfgesellschaft ausmacht. Nachhaltig Leben bedeutet, bewusst zu konsumieren. Macht mit, mischt euch ein und mischt mit, damit ein nachhaltiger Konsum, ein ökofaires Einkaufsverhalten, nichts Exotisches mehr ist, sondern als gesetzter und selbstverständlicher Standard in unserem persönlichen und gesellschaftlichen Leben seinen Platz hat!

Text: Sonja Wilmer-Kausch, Verbandsreferentin DV Münster


Infos und Kontakte

Zukunft Einkaufen:
Mehr zum Projekt "Zukunft einkaufen" sowie interessante Downloads: www.zukunft-einkaufen.de

Ansprechpartner im DV Münster:
Diözesanfachausschuss "Internationales und Eine Welt":
Vorsitzender: Matthias Knauff, E-Mail: knauff[at]kolping-ms.de
Geschäftsführung: Sonja Wilmer-Kausch (Verbandsreferentin), E-Mail: wilmer-kausch[at]kolping-ms.de