Die vielfältigen und bundesweiten Angebote von KOLPING richten sich an „alle Menschen guten Willens“. Wir wollen damit Bewusstsein für verantwortliches Leben und solidarisches Handeln fördern, Menschen Orientierung und Lebenshilfe geben. Als generationsübergreifender katholischer Sozialverband mit bundesweit über 215.000 Mitglieder in den rd. 2.286 Kolpingsfamilien vor Ort und gemeinsam mit den Einrichtungen und Unternehmen im Kolpingwerk Deutschland.
Unser Verbandsgründer Adolph Kolping hat den Grundstein für sein Werk gelegt, das sowohl von einer tiefen Kirchlichkeit und zugleich großer Verbundenheit mit der katholischen Kirche geprägt war. Diese war jedoch nie eine unreflektierte und unkritische Fixierung auf kirchliche Riten und Bräuche, sondern sie lebte aus der inneren Verbindung von Liturgie und Diakonie, von Gebet und tätiger Nächstenliebe. Sein Zitat, dass das Christentum sich nicht in „Kirche und Betkammern“ zurückziehen darf, sondern dass von der inneren Sammlung und der Gemeinschaft der Gläubigen ausgehend die Sendung in die Welt von heute erfolgen muss, bezeugt diese – seine – Intention. Darin steckt ein unverhohlener Appell, die gesellschaftlichen Realitäten anzuerkennen, weil nur auf einer solchen fundierten Basis etwas Gutes entstehen kann.
Ich bin davon überzeugt, dass es gerade heute das Zeugnis eines tätigen Christentums braucht, das die frohe Botschaft Jesu Christi verkündet und die katholische Soziallehre sowie das Wollen und Handeln Adolph Kolpings als ein wichtiges Fundament für ein gesellschaftliches Wirken berücksichtigt. Damit leisten wir als Verband – gemeinsam mit unseren Einrichtungen und Unternehmen – auch für das kirchliche Leben in Deutschland einen wichtigen Beitrag.
Eine Abschottung als kleine Gruppe besonders engagierter oder besonders frommer und gottesfürchtiger Menschen – dies lässt sich mit den Grundlagen und der Programmatik unseres Verbandes nicht vereinbaren. Es ist deshalb unser Anspruch, aus einer Position der Mitte heraus Menschen aller gesellschaftlichen Schichten anzusprechen. Nur ein offener Verband mit seinen Einrichtungen und Unternehmen, der sich seines eigenen Profils gewiss ist, wird in einer pluralen und säkularen Gesellschaft – im öffentlichen Raum – Gehör finden und Bindekraft ausstrahlen. Es geht um die Sichtbarmachung der Werte und der lebensstiftenden Kraft des Evangeliums mitten in einer von säkularen Entwicklungen mehr und mehr geprägten Gesellschaft. Dabei dürfen wir uns auf unseren Gründer berufen, der Akzente von zeitloser Wirkung und Gültigkeit zu setzen vermochte.
Adolph Kolping blickte theologisch und pastoral offenkundig voraus. Ohne seine Identität als Priester und Seelsorger zu unterlaufen, suchte er jene Menschen auf, die offenkundig nicht in der Mitte der Gemeinden beheimatet und etabliert waren. Dem historischen Zeugnis zufolge ging er ohne Berührungsängste auf solche Menschen zu, die in ihrer Zeit gerade jene kirchliche und damit auch gesellschaftliche Sicherheit vermissen mussten. Bei gleichzeitiger sowie unverkennbarer Kirchentreue hielt er nicht daran fest, seinen Dienst ausschließlich als exklusiven Dienst innerhalb kirchlicher Strukturen von Kerngemeinden zu versehen.
Als Kolpingwerk Deutschland verstehen wir uns als ein zivilgesellschaftlicher und kirchlicher Akteur, der seine auf christlichen Werten basierende Kernbotschaft in gesellschaftliche und kirchliche Willensbildungsprozess einbringt. Auf Grundlage der Beratungsergebnisse unseres Zukunftsprozesses „KOLPING Upgrade – unser Weg in die Zukunft“ wird die Bundesversammlung im November 2022 über eine Weiterentwicklung unseres im Jahre 2000 in Dresden beschlossenen Leitbild „KOLPING – verantwortlich Leben, solidarisch handeln“ Beschluss fassen.
Es soll auf die Fragen „KOLPING – Wer sind wir? Was wollen wir“ Was tun wir?“ eine aktuelle und zeitgemäße Antwort geben. Herzlich lade ich dazu ein, sich an diesem laufenden Diskussionsprozess der Weiterentwicklung unserer Verbandprogrammatik zu beteiligen.
Ulrich Vollmer, Bundessekretär
Foto: Marian Hamacher