Bundesebene Geistlicher Impuls

Liebt einander!

Geistlicher Impuls zum Sonntag von Rosalia Walter, der geistlichen Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland.

Gedanken zum Evangelium des 5. Ostersonntags

(Joh. 13, 31–33a.34–35)

Als Judas vom Mahl hinausgegangen war, sagte Jesus:
Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht
und Gott ist in ihm verherrlicht.

Wenn Gott in ihm verherrlicht ist,
wird auch Gott ihn in sich verherrlichen
und er wird ihn bald verherrlichen.

Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch.

Ein neues Gebot gebe ich euch:
Liebt einander!
Wie ich euch geliebt habe,
so sollt auch ihr einander lieben.

Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid:
wenn ihr einander liebt.

Mitten in der österlichen Zeit konfrontiert uns das Evangelium dieses Sonntags mit einem Rückgriff in die Zeit, als das Leiden Jesu seinen Anfang nahm. Dabei wird der Blick aber nicht auf das Leiden gerichtet, sondern Jesus erklärt mit dieser Abschiedsrede, was sein Leiden und seine Auferstehung bedeuten. Es geht um die Vollendung seiner Sendung.

Im Tod am Kreuz kehrt Jesus zum Vater zurück. Diese Rückkehr gehört zu seiner Sendung. Dadurch wird er verherrlicht.  Dies ist jedoch eine wechselseitige Verherrlichung. Das gesamte Wirken Jesu bis zu seiner Lebenshingabe ist Verherrlichung des Vaters. Er sucht nicht seine „Herrlichkeit“ und „Ehre“, sondern die des Vaters. Dieser jedoch verherrlicht den, der nicht sich selbst verherrlicht.

Die wechselseitige Verherrlichung kann auch in übertragener Weise lokal verstanden werden: Jesus ist der „Ort“, an dem Gottes Herrlichkeit sichtbar wird, und Gott selbst ist der „Ort“, an dem man Jesu Herrlichkeit erkennen kann.

Weil zur Verherrlichung Jesu nicht nur die Sendung durch Gott gehört, sondern auch die Rückkehr zu ihm, kündigt Jesus den Seinen hier an, er werde nur noch kurze Zeit bei ihnen sein.

Angesichts des kommenden Abschieds Jesu erhalten die Worte Jesu den Charakter eines Vermächtnisses. Das Marken- und Erkennungszeichen einer christlichen Gemeinde besteht nach dem Johannesevangelium in diesem einen (neuen) Gebot: Lieben! Es bedarf keiner weiteren Gebote. Augustinus drückte es so aus: „Liebe, und tu, was du willst.“

Liebe hat viele verschiedene Eigenschaften: sie verändert den Blickwinkel, weckt das Interesse an Neuem, macht offener, verstärkt die Toleranz, stellt die eigene Person in den Hintergrund, hilft, stützt, tröstet, verbindet und noch vieles mehr.

Jesus gibt uns den Auftrag: Liebt einander. Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Bei der Fußwaschung beim letzten Abendmahl hat Jesus uns ein Beispiel seiner Liebe gegeben. An dieser Zeichenhandlung zur Verdeutlichung des gegenseitigen Dienens sollen wir uns orientieren. Diese Liebe, die bedingungslos bis ans Äußerste geht, soll auch von den Jüngern gelebt und sichtbar gemacht werden. Seine Liebe zu uns ist auch der Grund, warum wir das neue Gebot verwirklichen können. Wir lieben einander, weil er uns zuerst geliebt hat.

Das Leben nach dem neuen Gebot ist ein universales Erkennungszeichen. „Darin werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid“. Diese neue Art zu Leben ist zugleich Zeugnis für Jesus selbst.

Blicken wir über das Sonntagsevangelium hinaus in unsere pluralistische Welt mit ihren vielfältigen Problemen. Leben nach dem neuen Gebot ist ein besonders deutliches und klares Zeugnis für Christus, das viele in verschiedensten Situationen verstehen können. Durch die Art, wie wir nach dem neuen Gebot leben, können andere von Christus begeistert werden, und kann weiterhin etwas von Gottes Herrlichkeit aufleuchten.

 

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Bild: Kranich17 auf pixabay.com