Bundesebene Geistlicher Impuls

Gott liebt alles, was er geschaffen hat.

Geistlicher Impuls zum Sonntag sowie zu Allerheiligen und Allerseelen von Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl

Herr,
die ganze Welt ist ja vor dir wie ein Stäubchen auf der Waage,
wie ein Tautropfen, der am Morgen zur Erde fällt.
Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst,
und siehst über die Sünden der Menschen hinweg,
   damit sie umkehren.
Du liebst alles, was ist,
und verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast;
denn hättest du etwas gehasst,
   so hättest du es nicht geschaffen.
Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben
oder wie könnte etwas erhalten bleiben,
   das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre?
Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist,
Herr, du Freund des Lebens.
Denn in allem ist dein unvergänglicher Geist. (Weish 11,22 – 12,1)


Mit diesen Gedanken stimmt uns die erste Lesung des kommenden Sonntags auch auf die Feier von Allerheiligen und Allerseelen ein:

Gott liebt alles, was er geschaffen hat. Ausnahmslos. Das gilt für die Schöpfung, und es gilt noch viel mehr für die Menschen in ihrer Einzigartigkeit und Verschiedenheit. In allem – und in allen! – ist sein unvergänglicher Geist.

Diese Wahrheit des Glaubens wird uns nicht nur am kommenden Sonntag, sondern auch für die beiden folgenden Gedenktage zugesagt.

In den Heiligen, die schon bei Gott vollendet sind, feiern wir die Vorbilder unseres Glaubens, Menschen, durch deren Leben der unvergängliche Geist der treuen Zuwendung Gottes erfahrbare Wirklichkeit wurde. Diese Feier ist universal: sie umfasst nicht nur die, die „offiziell“ im Heiligenkalender der Kirche stehen, sondern auch alle die, die von der großen Öffentlichkeit unerkannt die Liebe Gottes bezeugt haben: schlichte Menschen wie du und ich, Menschen, die keine Bühne und keinen großen Bahnhof und keine gute Presse brauchten, die das Gute taten, einfach weil es gut war, Menschen, in deren Nähe andere aufleben konnten, gestärkt und getröstet wurden. Ohne Unterschied.

Es ist diese große Hoffnung, dass Gott ein Freund des Lebens ist, die uns auch im Angesicht des Todes nicht verzweifeln lässt. Sie ermutigt uns, auf den Gräbern unserer Lieben Lichter anzuzünden, die von der Liebe Gottes erzählen: die Liebe stiftet Gemeinschaft, sie wendet sich den Schwachen zu, sie bringt Licht in alles Dunkle, sogar in das Dunkel von Tod und Grab.

Schließlich ist es die Liebe, die Jesus aus dem Tod ins Leben gerufen hat, die auch uns Menschen über den Tod hinaus miteinander verbindet. Sie lässt uns das Andenken an unsere Verstorbenen bewahren und in Ehren halten. Deswegen vertrauen wir darauf, dass die Menschen, die im Leben für uns da waren, auch in der Freude des Ewigen Lebens bei Gott für uns da sind. Die Liebe ist stärker als der Tod. Die Liebe verhindert, dass Menschen ins Vergessen geraten und dort ein zweites Mal sterben müssen. Sie hält die Toten am Leben. Wir dürfen die biblische Botschaft beim Wort nehmen: weil Gott uns Menschen liebt, hat er uns geschaffen. Weil er uns ins Dasein gerufen hat, haben wir Bestand, so, wie wir sind. Er verabscheut nichts (und niemanden!), von dem, was er geschaffen hat.

Die kommenden Feier- und Gedenktage rufen es uns eindringlich ins Herz und ins Gedächtnis.

Der Toten zu gedenken, erinnert uns an unsere Wurzeln, an Menschen, die uns geprägt haben und in der Schatzkammer unseres Lebens stehen – nicht wie tote Kunstwerke, sondern wie lebendige Wegbegleiter, die auch im Tod die Verbindung mit uns nicht sterben lassen.

Nur im Blick auf die Botschaft der Bibel und die Kunde von der Auferstehung bekommt alles Totengedenken erst seinen tiefen Sinn. Damit machen wir deutlich: das Leben und Sterben derer, die für ihren Glauben ihr Leben eingesetzt haben, war nicht sinnlos – es hat neue Wege eröffnet, auf denen wir heute gehen und von denen wir leben. In der Gemeinschaft der Heiligen, die wir am Festtag und im Glaubensbekenntnis bekennen, wissen wir uns miteinander verbunden. Deshalb vergessen wir unsere Toten nicht und halten ihr Andenken lebendig.

„Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.“ So sagen wir es im Großen Glaubensbekenntnis der Christenheit in ökumenischer Eintracht. Das ist ein klares Bekenntnis zu dem Gott, der für uns in Jesus Christus Mensch geworden ist und uns im Heiligen Geist beständig neu zum Leben ruft. Erst recht, wenn wir gestorben sind.

Auf unseren Friedhöfen vermodert also nicht unsere Vergangenheit, hier keimt unsere Zukunft!

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Foto: Colourbox.de