Bundesebene Geistlicher Impuls

Diakonie, Verkündigung, Liturgie

Worte des Kolping-Bundespräses Josef Holtkotte zum 170-jährigen Priesterjubiläum Adolph Kolpings

Am 13. April 1845, heute vor 170 Jahren, wurde Adolph Kolping zum Priester geweiht. Aus diesem besonderen Anlass möchte ich einige Gedanken zum Priesteramt äußern:

Priester gibt es in ganz unterschiedlichen Diensten und Aufgaben. Viele erleben Priester als Leiter einer Gemeinde, als Kapläne und Vikare, als Religionslehrer, als Seelsorger im Krankenhaus oder in der Jugendarbeit. So unterschiedlich wie die Dienste sind auch die Menschen, die sich dafür entschieden haben. Was bewegt überhaupt junge Menschen, Priester zu werden?

Am Anfang steht eine Freundschaft. Wie für andere Christen auch ist für die Priester die Beziehung zu Gott und die Freundschaft mit Jesus Christus die Grundlage ihres Lebens. Sie versuchen, sich vom Evangelium leiten und inspirieren zu lassen und wie die ersten Jünger ihren Weg mit Jesus zu gehen.

Yves Congar sagt: "Gott ruft jeden, aber jeden mit anderer Stimme."

Will man den Dienst des Priesters konkretisieren, so hat er von seinem Auftrag her teil an den drei Grundvollzügen der Kirche:

1. Diakonie
Wer Priester wird, bemüht sich um Weggemeinschaft, wird Weggefährte der Menschen: Er tritt an die Seite von Menschen, will sie begleiten und ihnen nahestehen, ihre Fragen zu seinen Fragen machen und zuhören, was die Menschen bewegt.

2. Verkündigung
Wer Priester wird, wird zum Deuter des Lebens. Zur Weggemeinschaft gehört daher wesentlich die Wortgemeinschaft: das Leben mit den Augen Gottes sehen und deuten. Er ist Diener des Wortes, das er zunächst selbst hört und als Wort der Hoffnung in Predigt und Religionsunterricht, in Gesprächen und Beratungen weitergibt.

3. Liturgie
Wer Priester wird, hält mit den Menschen Mahlgemeinschaft. In der Feier der Eucharistie, der Spendung der Sakramente und im Gebet vollzieht er die Mitte seines priesterlichen Dienstes und bringt stellvertretend das Leben der Gemeinde vor Gott. In der Mahlgemeinschaft mit den Gläubigen wird er zum Garanten für die Einheit mit der Ortskirche und der Weltkirche.
Adolph Kolping hat aus seiner priesterlichen Berufung heraus ein großes Werk aufgebaut. Auf ihn trifft zu, was Klaus Hemmerle sagt:

Priester sind Anwälte der Weite Gottes.
Sie müssen schauen über den eigenen Zaun,
sie müssen schauen über
die eigene Wehleidigkeit und sie müssen
schauen über die eigene Not
aufs Ganze, auf die vielen.
Diese Leidenschaft Gottes muss sie
innerlich erfüllen.
Dann sind die Priester Anwälte der
Zuversicht:
Gott hat doch alle Abgründe
in sich selber hineingenommen.
Er hat doch selber
alle Furchtbarkeiten durchlitten.
Er ist doch dorthin gegangen.
Und deswegen können wir nirgendwohin
kommen, wo er nicht schon war.
Daran sollen die Priester erinnern,
und deshalb sind sie
Anwälte des Vertrauens und der Hoffnung.
Nur dann können die Priester auch
Anwälte der Schönheit Gottes sein,
Zeugen dafür, dass es schön ist,
an ihn zu glauben.
Alle Dunkelheiten, Fragen und Grenzen
können uns bis ins Äußerste bedrängen,
aber wenn wir da hindurchgehen,
dann ist Gott schön.
Mit Gott leben ... mit seinem Wort leben, 
da ist Glanz drinnen.
Diese Schönheit Gottes den Menschen
nahezubringen und selber aus ihr zu leben, 
ist die Aufgabe der Priester.


Pfarrer Josef Holtkotte, Bundespräses des Kolpingwerkes Deutschland