Bundesebene Geistlicher Impuls

Auf der Suche nach Gott

Worte des Kolping-Bundespräses Josef Holtkotte zum heutigen Sonntag

"Kommt und sehet!" ist die kurze und bündige Einladung Jesu Christi im heutigen Evangelium. Ja, kommt und seht - Gott muss man erfahren und erleben, um ihn kennenzulernen.

Da reicht es nicht, bloß zu wissen, wer er ist. Wenn ein Mensch Gott seinen Freund nennen will, darf er nicht selber draußen vor der Tür, in Distanz, bleiben, sondern muss auf ihn zugehen, sehen, eintreten und bei ihm bleiben. Der unbeteiligte Zuschauer ist nicht der, der Gott erkennt. Er mag viel über ihn gelernt haben und wissen, ihn interessant finden und gescheit kommentieren. Das zählt sogar und ist gängig in unserer Zeit der Informationen, Daten und Unverbindlichkeiten. Weil er aber nie bis zur persönlichen Überzeugung und gläubigen Lebensentscheidungen, zum Sehen des Herzens vorgedrungen ist, kennt er Gott nicht und kann ihm auch nicht vertrauen.

Also gilt: "Kommt und seht!" Und Gott wird mir durch die Vermittlung Jesu Christi umso vertrauter, als ich seine Nähe suche und eintrete aus einer Welt der alltäglichen Informationen in seine Welt der heiligen Schriften, aus der Atmosphäre des oberflächlichen Geredes über Mode und Wetter in die des geistlichen Gesprächs, aus der Ablenkung durch tausend Dinge ins gesammelte Beten, von den Dingen dieser Welt in den Raum der Sakramente, wo er zu finden ist. 

Es gibt Menschen wie Andreas im heutigen Evangelium, die mit Sicherheit sagen: "Wir haben den Messias gefunden" - ohne Zweifel. Menschen, die diese Erkenntnis dazu drängt, sie anderen weiterzusagen, damit auch sie Bescheid wissen und Orientierung erhalten, wohin die Lebensreise geht. Dieses Weitersagen hat von Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu an funktioniert. So ist die Botschaft auch zu uns gekommen. Wir brauchen einander, wir brauchen Menschen zum Weitersagen dessen, was Jesus uns bedeutet.

Dahin müsste unser Bemühen Jesus zu finden gehen: kommen, sehen, bleiben! Das ist unser Teil auf der Suche nach Gott. Es ist also nie vertane Zeit, zu kommen und zu sehen und zu bleiben. Wenn auch von außen für viele die Suche nach Gott unverständlich und rätselhaft und das Falten der Hände unzeitgemäß bleibt, ist es klar, dass so eine Beziehung entsteht, in der einer sein Leben finden und bestehen kann, weil Gott ihm in Jesus Christus als einzigartiger Freund begegnet.

Dazu macht uns das heutige Evangelium Mut. Es bestärkt uns, wenn wir einander die Geschichte von Jesus Christus zusagen wollen und manchmal das richtige Wort nicht finden. Es ermutigt uns - immer, wenn wir suchen. Jesus wird uns erreichen, wenn wir es zulassen, wenn wir unsere Herzen öffnen. "Seht, das Lamm Gottes", ruft Johannes aus. Es ist Christus für uns, für mich.

Pfarrer Josef Holtkotte, Bundespräses des Kolpingwerkes Deutschland