Als gebürtiges Kölner Stadtkind hatte ich erst spät eine Offenbarung, wie der Himmel aussieht, wenn man sich bei Nacht Kilometer von der Stadt entfernt und in die Höhen schaut. Das geht auf dem Land, in der tiefen Eifel, in den Bergen und am Meer, dort wo keine Lichtquellen die Präsenz des Himmels beeinträchtigen. Dann sind Unmengen von Sternen zu bestaunen. Ein Himmel mit einer unglaublichen Tiefe und Präsenz. Immer wieder suche ich diese Gelegenheiten auf, und sie berühren meine Seele.
So ähnlich muss es dem Abram gegangen sein, von dem das Alte Testament heute berichtet: er geht aus der Enge in die Weite - unter einen riesigen Sternenhimmel, und staunt. Denn dort begegnet er Gott selbst. In diesem himmlischen Szenario verpflichtet Gott sich dem Abram, und bekräftigt das mit einem starken Ritual, dass die Unterstützung, die Gott ihm schenkt, absolut verbindlich sein wird. Abram und seiner Frau Sara, den alten Leuten, will Gott Nachkommen schenken, so dass ihrer beider Leben eine Fortsetzung hat. Unter diesem Sternenhimmel erfährt die Geschichte Abrams mit Gott und den Menschen eine neue Qualität.
Eine ähnlich starke Naturerfahrung hören wir im Lukasevangelium: Jesus geht mit seinen Jüngern auf den Berg Tabor - dem Sternenhimmel näher als im Tal. Im Gebet, der tiefen Verbundenheit mit Gott, findet er Erleuchtung, Klarheit, Entschlossenheit - und die Nähe zu den großen Gestalten des Alten Testaments, Moses und Elija. Dann wird es zutiefst himmlisch: Gott selbst erklärt an diesem Ort seine Vaterschaft zu Jesus. Und Jesus verändert sich, er wird weiß an Gesicht und Gewand, er wird Licht. Er nimmt die Farbe Gottes an. Das ist die Botschaft: Auf Jesus sollt ihr hören, vergesst alle windigen Influencer und Politiker, nehmt Maß an meinem Sohn, wenn ihr am Reich Gottes mitbauen wollt.
Den beiden Jüngern, die dabeistehen und nicht viel begreifen, geht es ums Hütten bauen: sie den Moment festhalten, heute würden sie fragen, ob sie mit Jesus und den beiden großen des AT ein Selfie machen könnten - um sich bewusst zu werden, dass das Erlebte Wirklichkeit ist.
Wo Himmel und Erde einander so nahe kommen, könnte das der lichte Moment sein, der jede und jeden von uns verwandeln, stärken und auf den Weg sendet, in der Nachfolge Jesu etwas in der Welt zu bewegen. Dazu muss ich raus der Betriebsamkeit meines Alltags, in die Stille und die Begegnung mit Gott, ob in der Natur oder in meinem Zimmer, bewusst seine Nähe suchend. Und erfahren dürfend: da steht einer zu mir, verpflichtet sich zu seiner göttlichen Vaterschaft und sagt mir und dir verbindlich zu: du bist meine geliebte Tochter, du bist mein geliebter Sohn.
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