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Es wird euch nichts passieren.

Gedanken zum Sonntagsevangelium von Rosalia Walter, der Geistlichen Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland.

Heute beschreibt das Evangelium die Erfahrung eines Sturmes, der plötzlich alle Sicherheit auflöst und ungeheuer bedrohend wirkt. Es geht nicht so sehr um ein einmaliges Naturereignis, das damals geschehen ist. Nein, im Evangelium geht es immer um unser Leben, um unser Heute, um unser Erleben. Wir sollen in Anlehnung an die Erfahrung der Jünger, von denen im Evangelium erzählt wird, versuchen, unser eigenes Leben zu deuten und im Glauben zu verstehen. 

Wir kennen Stürme in unserem Leben, die wir als lebensbedrohlich erleben. Nicht immer nur im körperlichen Sinne. Natürlich kann eine schwere Krankheit im wahrsten körperlichen Sinne lebensbedrohlich sein. Aber als lebensbedrohlich erleben wir oft auch Ereignisse, die unsere Idee, unsere Vorstellung von Leben bedrohen. Der eine erlebt einen Karriereknick als lebensbedrohlich, bei den anderen sind es Partnerschaften und Ehen, die in die Brüche gehen, oder Kinder, die nicht so geraten, wie sie sollten. Bei wieder anderen sind es wichtig geglaubte Vorhaben, Projekte und Träume, die scheitern oder zu scheitern drohen. All diese Dinge erleben wir als so einen Sturm, von dem uns diese Geschichte erzählt. Und sie bringen uns an den Rand der Verzweiflung.

Das Meer, der Sturm auf dem Meer, ist schon immer ein Symbol für die Mächte, die den Menschen bedrohen, für die verschlingenden Chaosmächte, für unsere Ängste. Im totalen Chaos, wo es den Jüngern den Boden unter den Füßen wegzieht, erinnern sie sich an den gegenwärtigen Herrn, der schlafend bei ihnen ist. Sie treten in seine Nähe. Sie schreien nach dem Einzigen, der jetzt noch helfen kann. Sie wecken ihn auf. Sie wecken gleichsam diesen Christus, der auf ihrem Boot anwesend ist. Und erfahren, dass ER auf der Stelle aufsteht und sich als Herr über die bedrohlichen Gewalten und Mächte erweist. Sie erfahren augenblicklich die Wirkung seines machtvollen Wortes. Durch sein machtvolles Tun tritt Stille ein, Ruhe, Frieden.

„Warum habt ihr solche Angst?“ „Habt ihr noch keinen Glauben?“ Das sind die Fragen inmitten dieses Geschehens. Kein Vorwurf, aber es ist die Frage nach dem Glauben.

Das ist die Frage an uns: Wo ist euer Glaube? Wo ist mein Glaube in den Turbulenzen, Spannungen und Zerreißproben meines Lebens, meines äußeren Lebens, meines inneren Lebens? Dieses Wort Jesu bedeutet nicht: Es wird euch nichts passieren. Und es sagt uns nicht, dass wir als Glaubende nicht den Gefährdungen unserer Welt ausgesetzt wären. Bedrohung, Unglück und auch der Tod gehören zum Leben von uns Menschen, auch zum Leben der Glaubenden, so wie Jesus und seine Jünger diesen Weg gehen mussten. „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ Dieses Wort lädt uns ein, uns mit allem, was uns im Leben passiert, in der Gegenwart Gottes zu verankern. Inmitten der Stürme unseres Lebens sind wir nicht allein. Aus dieser Sicherheit dürfen wir unser Leben gestalten. 

In dieser Haltung können wir auch die Zuversicht Adolphs Kolpings teilen: „Haben wir nur guten Mut und Gottvertrauen, dann werden wir sicher nicht zuschanden.“