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Die Sehhilfe des Evangeliums: Spiegel und Vergrößerungsglas

Geistlicher Impuls des Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl zum 8. Sonntag im Jahreskreis.

„Wenn man die eigenen Schwächen bei anderen entdeckt, sieht man sie gern wie unter einem Vergrößerungsglas“ habe ich irgendwo einmal gelesen. Und – Hand aufs Herz – es ist so wahr! 

Im Evangelium dieses Sonntags hält Jesus denen, die ihm zuhören, schonungslos den Spiegel vor: den Splitter im Auge des Nächsten wahrnehmen, aber den Balken im eigenen Auge übersehen – das geschieht oft genug, und glücklich die Person, die bei sich selbst diese Verhaltensweise entdeckt und sie in eine positive Haltung umwandeln kann. 

Gerade jetzt in der Fastnachts-, Faschings- und Karnevalszeit taucht immer wieder der Narr mit dem Spiegel auf, der den Leuten nicht nur in der Politik kritisch den Spiegel vorhält und auf Missstände aufmerksam macht, sondern auch auf Menschlich-Allzu-Menschliches schaut. 

„Bei Leuten, die uns gefallen, wollen wir in der Regel die Fehler nicht sehen, und bei Leuten, die uns missfallen, sind wir gern blind für ihr Gutes“, sagt Adolph Kolping. Recht hat er. 

Der Spiegel und das Vergrößerungsglas, helfen uns, genauer hinzusehen: der Mensch, der in den Spiegel schaut, wird mit seiner Wirklichkeit konfrontiert, und das Vergrößerungsglas macht das Unscheinbare größer, damit man es genau in den Blick nehmen kann. 

So werden Spiegel und Vergrößerungsglas zu Sehhilfen der Liebe: im Blick auf uns selbst und im Blick auf das Gute, das oft unbemerkt geschieht.

Manche starken Aktionen finden nicht im Licht der Öffentlichkeit statt. Gerade wenn wir ehrenamtliches Engagement der Menschen füreinander betrachten, wäre ein Vergrößerungsglas gut, um es sichtbarer zu machen.

Der Blick in den Spiegel, auf unsere eigenen Schwächen wie auf die unserer Mitmenschen wird erst dann erträglicher, wenn er mit liebevollem Humor und wohlwollender Gelassenheit einhergeht. Dazu laden uns nicht nur die närrischen Tage ein, sondern auch das Evangelium dieses Sonntags:

„Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen. Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte bringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte bringt. Denn jeden Baum erkennt man an seinen Früchten.“ (Lk 6,42-44)

„Es gibt viele Menschen, die haben wohl den Willen, Gutes zu tun, nur fehlt ihnen entweder das Geschick oder auch die rechte Aufmerksamkeit dazu, die Sache am rechten Zipfel anzufassen. Ein Fingerzeig genügt oft, den richtigen Weg anzugehen. Auf der wahren christlichen Wohltätigkeit, dem praktischen Christentum, ruht aber nun einmal hauptsächlich der fröhliche Friede des eigenen Herzens und der bleibende Segen des Hauses.“ (Adolph Kolping)

Weitere geistliche Impulse zum Nachlesen und Stöbern in der Kolpingwerkstatt hier.